Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger in der Diagnostik. Denn die Algorithmen entlasten das medizinische Fachpersonal, indem sie selbstständig Routinetätigkeiten ausüben. Hinzu kommt, dass KIs mitunter zuverlässiger diagnostizieren als Ärzte.
Eines der größten Probleme besteht derzeit noch darin, Ärzten den Zugang zur Technologie zu ermöglichen. Das KI-Start-up mediaire hat nun eine Software-Lösung entwickelt, die Fachmediziner wie Radiologen und Neurologen im eigenen Zentrum nutzen können. Der mdbrain-Algorithmus nutzt MRT-Aufnahmen des Gehirns, um unter anderem die Diagnose von Demenz oder Multiple Sklerose zu unterstützen und den Verlauf der Erkrankung zu kontrollieren.
Für unser neues Kurzformat „Tech Ideas to Watch“ haben wir den Geschäftsführer von mediaire, Dr. Andreas Lemke, gebeten, zu erklären, was das Start-up zu bieten hat.
Was macht Mediaire – in drei Sätzen?
Wir entwickeln KI-basierte Software-Lösungen zur automatischen Bildanalyse für Radiologen. Unsere Anwendungen helfen dabei, Befunde zu objektivieren, wo bisher eher geschätzt wird und entlasten so bei zeitraubenden Routineaufgaben. Der aktuelle Fokus liegt dabei mit unserem Kernprodukt mdbrain im Bereich Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns und damit der Diagnostik von Erkrankungen wie Demenz oder Multiple Sklerose (MS).
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Die Idee ist bei einem Radiologen entstanden, der uns erklärt hat, dass er unbedingt für die Demenzdiagnostik eine automatisierte Auswertung der Gehirnregionen seiner Patienten auf Basis von MRT-Bildern benötigt. Diese sollte aber unbedingt bei ihm lokal in seiner Praxis installiert sein. Ein solches System gab es damals noch nicht. Als ein paar Monate später der erste Prototyp bei ihm in der Praxis funktionierte und wir dann noch Anfragen weiterer Radiologen bekamen, wussten wir: Hier steckt einiges an Potenzial drin – und haben eine Firma gegründet.
Was machen Sie besser als die Konkurrenz?
Es gibt zwar in unserem Feld der KI-Bilddiagnostik derzeit sehr viele Firmen und der Markt ist heiß umkämpft, aber das Besondere an mediaire ist, dass unsere Deep-Learning-Algorithmen auch mit recht geringen Datenmengen außerhalb des Trainingsbereichs funktionieren, die Experten manuell markieren.
Hierzu verwenden wir spezielle Hybrid-Modelle, die auch physikalische Zusammenhänge berücksichtigen. Zusätzlich ist unsere Software maximal auf die Bedürfnisse unserer Kunden angepasst: Lokale Installation zur schnellen Verfügbarkeit der Befunde und maximaler Schutz von Patientendaten. Dadurch agieren wir auch sehr nah an unseren Kunden und können manchen Verbesserungsvorschlag am Produkt oft schon nach 1 bis 2 Monaten umsetzen. Gleichzeitig bieten wir Interaktionsmöglichkeiten mit dem KI-System an, um den Eindruck einer „Black Box“ zu vermeiden und damit Anwendungsbarrieren zu minimieren. Der Radiologe kann das System jederzeit überstimmen und verbessern.
(Beitragsbild: Das Gründer-Team von mediaire, Jörg Döpfert, Andreas Lemke, v.l.n.r. / Credit: mediaire)