„Deutschland ist besser als sein Ruf – auch wenn einige Vorurteile schon stimmen“

Das Management Team von ApiOmat (Bild: ApiOmat)

Leipziger SaaS-Plattform ApiOmat hilft großen Companies bei der Digitalisierung

Von Alexander Becker.

Was passiert, wenn man als deutsches Start-up-Team keine Lust hat, in die USA zu wechseln, auch wenn es dort weit einfacher wäre, das nötige Kapital aufzutreiben? Und was passiert, wenn man trotzdem in Sachsen bleibt und dann noch einmal gegen den Wunsch der eigenen Investoren handelt und das Geschäftsmodell völlig umschmeißt?

Na logisch. Man wird so erfolgreich, dass man es dann doch wieder über den großen Teich schafft. Aber dieses Mal als besonders beachtenswertes Start-up im magischen Quadranten der Marktforscher von Gartner. Genau das ist den Leipziger Apinauten gelungen. 

Die Sachsen stellen eine Multi-Experience-Plattform zur Verfügung, die großen Unternehmen hilft, digitale Services so flexibel wie ein Start-up zu entwickeln und damit möglichst effektiv die digitale Transformation anzugehen. „Wir helfen etablierten Unternehmen, sich zu digitalisieren“, erklärten die Leipziger sich selbst gegenüber CLUTCH. „Dazu bieten wir viel Start-up-Know-how, agile Arbeitsmethoden, unsere Software-Plattform ApiOmat und die entsprechenden Services zur Umsetzung.“ Das Versprechen der Macher, die selbst auf den Namen Apinauten hören: „So entstehen in drei Monaten für maximal 50.000 Euro konkrete digitale Erfolgsprojekte.“

Das Team von Apiomat (Bild: Apiomat)
Das Management von ApiOmat
(v.l.n.r.): Dr. Lutz Kohl, Saskia Etzel, Marcel Etzel, Andreas Fey und Michael Reiserer
(Bild: ApiOmat)

Hört sich schmissig an und scheint zu funktionieren. Seit Jahren arbeitet die Company für Konzerne wie Volkswagen, LBBW oder Union Investment. Damit konnten die Leipziger im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,81 Millionen Euro erzielen.

Am Anfang teilte kaum einer unsere Vision einer Plattform zur digitalen Transformation.

Gegründet wurde die Apinauten bereits 2013 von Marcel Etzel und für Mobile-Professionals. Ihre Anfänge haben die Macher alle aus der App-Entwicklung heraus. „Das erste Jahr und somit die Prototypenentwicklung finanzierten wir aus eigener Kraft mit unseren eigenen finanziellen Reserven“, erzählen sie in CLUTCH. „Die Vision einer Plattform zur digitalen Transformation teilte damals kaum jemand, was die Investorensuche erschwerte.“ Tatsächlich wäre der Gang in die USA alleine schon wegen der Investorensuche, des Kapitalmarktes und der Marktreife einfacherer gewesen. Doch Marcel Etzel erinnert sich: „Der Standort Leipzig, war die perfekte Wahl. Unsere Vision war damals die Idee, ein Entwickler-Tool zu etablieren, welches die Entwicklung von Apps vereinfachen und beschleunigen.“

Allerdings „konvertierte der Umsatz“ nicht so wie erhofft, Etzel handelt gegen den Willen der Investoren und änderte schnell das Geschäftsmodell und setzte auf eine Enterprise Edition. Mit großem Erfolg: „Heute begleiten wir Unternehmen wie beispielsweise Union Investment, Volkswagen und Clariant auf dem Weg der digitalen Transformation.“

Konkurrenten der Leipziger sind keine Wald-und-Wiesen-Start-ups, sondern echte Big-Player wie SAP Mobile und IBM Mobile First. Nicht ohne Stolz merken die Leipziger an: „Großunternehmen wie Union Investment sehen ApiOmat als Baustein der Digitalisierung.“

Gartner hat den ApiOmat bereits in seinem „Magic Quadrant for Mobile App Development Platforms.

Der Strategiewechsel zahlte sich nicht nur bei Kunden und Umsatz aus. Zum einen erweckte der ApiOmat so viel Interesse im Markt, dass am Ende die Easy Software AG zum Ende des vergangenen Jahres zuschlug und 72,3 Prozent der sächsischen Tech-Company übernahm. Zum anderen nahm Gartner im vergangenen Jahr die Software Plattform ApiOmat in seinen „Magic Quadrant for Mobile App Development Platforms“ auf. Eine Erwähnung, die einmal mehr zeigt, dass sich Tech Made in Germany eben nicht zu verstecken braucht und die totale Dominanz des Silicon Valleys mehr ein großartiger PR-Scoop, als gelebte Realität ist – zumindest in der Industrie.

Deutschland ist besser als sein Ruf.

„Deutschland ist besser als sein Ruf, das zeigen schon unsere namhaften Kunden, die bei unternehmenskritischen Services dennoch auf ein junges Unternehmen setzen“, erklärt Michael Reiserer, Berater bei ApiOmat. „Generell allerdings stimmen einige Vorurteile, dass deutsche Unternehmen zu wenig ausprobieren, zu wenig kundenzentrisch sind. Grundsätzlich mangelt es für technische Innovationen an Investitionsmitteln bzw. an Attraktivität für private Gelder, diese in Tech-Innovation zu investieren.“

Die fehlenden Mittel und die möglicherweise schwierigen Rahmenbedingungen haben die Leipziger aber ja noch nicht davon abgehalten, weiter zu wachsen.

Dieser Text ist Teil der neuen Serie #TechMadeInGermany
Bislang erschienen sind dabei unter anderem Stücke über Lilium und Showheroes.

(Beitragsbild: ApiOmat)

Clutch-Redaktion