Von Stefanie Müller.
Gestartet 2017 mit einem sechsköpfigen Doktorandenteam an der Technischen Universität in Dresden hat sich Wandelbots zu einem Unternehmen mit 35 Mitarbeitern entwickelt. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, Roboteranwendungen zu demokratisieren und stellt hierfür Software für alle Roboterarten zur Verfügung. Inzwischen gehören große Konzerne wie VW und Midea zu den Kunden. Gründungsmitglied Georg Püschel, Geschäftsführer und CTO von Wandelbots, sprach mit CLUTCH über die Erfolgsstory der Dresdner Software-Firma.
Wandelbots ist in kurzer Zeit rasch gewachsen. Wenn Sie an die Anfänge zurückdenken, wie verlief der Start rückblickend?
Wir sind in das Thema Robotik hereingerutscht. 2015 haben wir an einem vom Augsburger Roboterhersteller Kuka initiierten Wettbewerb teilgenommen. Dort haben wir erfolgreich ein Projekt eingereicht und von der Firma einen Roboterarm gestellt bekommen, was normalerweise eine große Investition ist. Das war unser großes Glück und so konnten wir unsere Idee, also den Übertrag von einem Wearable auf einen Roboter, ausprobieren. Nach Abschluss des Projektes sind wir mit dem Roboter dann auf die Hannover Messe gefahren. Dort waren viele Besucher sehr daran interessiert, wie man auf unsere Art und Weise einen Roboter programmieren kann. Dies war letztlich die Initialzündung für die Gründung unseres Unternehmens. 2017 konnten wir Kapital akquirieren und mithilfe einer weiteren Finanzierungsrunde haben wir es geschafft, die Firma auf inzwischen 35 Mitarbeiter zu skalieren.
Was macht Wandelbots genau?
Unser Kernanliegen ist es, die Benutzung von Industrierobotern zu demokratisieren. Das machen wir, in dem wir mithilfe von Körpersensorik oder anderen Eingabehilfen den Bediener des Roboters dazu befähigen, die Bewegungen zu steuern. Hierbei ahmt der Roboter im Prinzip die Arbeit des Menschen nach und der Automatisierungsprozess wird dadurch ganz schnell designbar.
Wie können wir uns das denn konkret vorstellen?
Der Benutzer zieht eine Jacke mit Sensoren an Arm und am Oberkörper an und drückt auf unserer App auf einen Knopf und der Roboter fährt dann live mit der Bewegung des Menschen mit. Die Daten werden dabei aufgezeichnet und wenn der Benutzer dem Roboter gezeigt hat, was er tun soll, kann dieser Prozess nachdesigned werden. Durch diese sehr einfache Bedienoberfläche kommt man zu einem ersten Prototyp im Automatisierungsprozess. Das würde mit einer klassischen Programmierung mehrere Tage oder sogar Wochen dauern.
Ein Roboter ahmt die Bewegung des Menschen nach. Lässt sich das so einfach übertragen oder stößt Ihre Entwicklung auch an Grenzen?
Klar, der Roboter hat wesentlich mehr Einschränkungen als der menschliche Arm. Wir Menschen haben in der Schulter ein Kugelgelenk und damit eine gewisse Bewegungsfreiheit was den Unterarm betrifft. Der Roboter hingegen hat meist sechs oder sieben Achsen, die um eine Rotation fahren können, deshalb bewegt sich so ein Roboter auch ganz anders und kann nicht alle Punkte erreichen, wenn man es mal rein physikalisch betrachtet. Aus diesem Grund gibt es keine 1:1 Abbildung. Es geht aber auch vielmehr darum, den Roboter von einem Anfangs- zu einem bestimmten Endpunkt fahren zu lassen.
Welche Kunden setzen auf Ihre Lösung?
Momentan gehören unter anderem VW und Midea zu unseren Kunden. In der Automobilindustrie ist schon viel automatisiert und wir können da an bestimmten Stellen effiziente Lösungen anbieten, in dem wir die Automatisierung beschleunigen und vereinfachen oder günstiger machten. Mit VW ist die Integration auch sehr eng. Wir können direkt in der Produktionsstraße unsere Prototypen stehen haben und erproben diese im aktiven Betrieb. Außerdem haben wir eine große Kooperation mit Midea, einem chinesischen Konzern, der Haushaltsgeräte herstellt. Mit unserer Software wollen wir Sample-Aufgaben in der Fabrik beschleunigen. Ansonsten arbeiten wir noch mit kleineren Unternehmen zusammen, Mittelständlern, die teilweise noch gar keine Automatisierung haben.
Wie werden die Roboter in den Unternehmen denn eingesetzt?
Ein Roboterarm kann Dinge von A nach B bewegen. Er kann Werkzeuge für Materialien bearbeiten und auch für sehr viele Fingeraufgaben eingesetzt werden, deswegen ist es auch so schwer den zu programmieren. Wir erleichtern das. Außerdem gibt es noch andere Anwendungsfälle, sogenannte Mensch-Roboter-Kollaborationen, MRK-Anwendungen. Hier interagiert der Mensch mit dem Roboter, übergibt beispielsweise ein Werkzeug an den Roboter oder bearbeitet gemeinsam ein Werkstück, der Roboter kann hierbei etwas halten und der Mensch bohrt ein Loch.
Welche Ziele verfolgt Wandelbots?
Wir möchten die Experten für den Automatisierungsprozess sein. Außerdem möchten wir den Designprozess beschleunigen und die Roboterprogrammierung vereinfachen. Derjenige, der den Roboter programmiert, braucht nicht direkt Wissen darüber zu haben.
Roboterprogrammierung für jedermann sozusagen.
Genau. Außerdem ist unsere Software universell für alle Roboterarten anwendbar und nicht nur für einen bestimmten Robotertyp, wie das sonst bei den meisten Softwareprodukten der Fall ist, die es auf dem Markt gibt.
Wandelbots sitzt in Dresden, warum dieser Standort?
Wir haben hier ein sehr gutes Netzwerk mit der Universität, den politischen Verantwortungsträgern, einzelnen Akteuren der Wirtschaft und den ansässigen Unternehmen. Insgesamt hat Sachsen noch einiges aufzuholen, wenn man es mit den westdeutschen Bundesländern oder auch Berlin vergleicht. In Dresden haben sich aber einige Dinge entwickelt, es siedeln sich neue Institute an und neue Produktionsstätten, und auch der Bitkom hat ein Smart Systems Hub in Dresden gestartet. In der Stadt gibt es neuerdings eine Dynamik von der wir und die Wirtschaft im Allgemeinen profitieren.
Wie soll es in den kommenden Jahren weitergehen?
Unser Produkt soll den Markt durchdringen – das ist für uns vorderranging wichtig. Außerdem wollen wir der Innovationskern hier in Dresden werden und letztendlich die Firma auf feste Füße stellen. Wir werden vermutlich in zwei Jahren eine weitere Finanzierungsrunde haben, um das Unternehmen weiter skalieren zu können. Inhaltlich wollen wir die führende Roboterplattform werden, also die Plattform, die man benutzt, wenn man einen Industrieroboter programmieren möchte. Außerdem wollen wir in diesem Jahr auf mindestens 50 Leute wachsen.
(Beitragsbild: Screenshot Wandelbots Animation)
Dieser Text ist Teil der neuen Serie #TechMadeInGermany. Bislang erschienen ist dabei unter anderem Stücke über Ubirch,Showheroes, Yukka Lab und Comtravo.