Der Roboter, mein persönlicher Travel-Manager: Comtravo disruptiert den Multimilliarden-Markt der Business-Reisen – mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz

Von Alexander Becker.

Reden wir über Geschäftsreisen. Das hört sich erst einmal langweilig an, ist in Wahrheit aber ein Multimilliarden-Markt, der gerade jetzt ins Zentrum der Disruption rückt. Glauben Sie nicht? Dann schauen wir einmal gemeinsam auf die Zahlen: In Deutschland geben rund elf Millionen Geschäftsreisende pro Jahr ca. 52 Milliarden Euro für Tickets, Hotels, Mietwagen und vieles mehr aus.

Wir haben es also mit einem attraktiven Markt zu tun, der zudem höchst fragmentiert und kompliziert ist. Jeder, der regelmäßig von Berufswegen unterwegs ist, weiß, dass das Buchen, Managen und Abrechnen eines Trips ein echter Zeit- und Nervenfresser ist – also genau der Nährboden, auf dem erfolgreiche Start-ups wachsen können, die nur ein Ziel verfolgen: Disruption.

Der Anspruch in diesem Fall: Den buchenden Reisenden und den Unternehmen Zeit und Kosten sparen und so für entspanntere Trips sorgen.

Aktuell versuchen allein auf dem deutschen Markt eine Handvoll junger Unternehmen genau dieses Segment zu erschließen. Aus Spanien drängt mit TravelPerk zudem ein international Ausgerichtetes und mit vielen Millionen Euro ausgestattetes Start-up, auf den Markt. Unter den deutschen Playern kämpfen derzeit Lanes und Planes aus München, Voya aus Hamburg und Comtravo aus Berlin um Marktanteile.

Bei aller Konkurrenz lässt sich allerdings festhalten, dass die Hauptstädter den technologisch interessantesten Ansatz fahren. Sie setzen nämlich auf Künstliche Intelligenz und eine möglichst hohe Automatisierung des Buchungsprozesses.

Comtravo will mit Natural Language Processing punkten

So soll eine E-Mail mit den Reisewünschen reichen. Comtravo setzt nämlich auf das sogenannte Natural Language Processing (NLP), um Textanfragen in strukturierte Daten umzuwandeln. Damit anhand von vorher angegebenen Präferenzen sowie dem bisherigen Buchungsverhalten soll die KI dem Kunden personalisierte Reiseangebote machen, die er direkt aus einer E-Mail heraus buchen kann.

„Unsere Software übersetzt Buchungsanfragen durch NLP in strukturierte Daten und liefert dann mit Hilfe von Machine Learning Ansätzen die besten, individuell zugeschnittenen Optionen“, erklärt CEO Michael Riegel gegenüber CLUTCH. „Der Kunde kann seine favorisierten Reiseoptionen mit einem Klick buchen. Durch die Technologie können Angebote schnell und zugleich individuell gestaltet werden. Comtravos Reise-Experten können sich voll und ganz auf die komplexeren Anliegen und Bedürfnisse der Kunden fokussieren. Und der Kunde erhält sowohl den persönlichen Service eines klassischen Reisebüros als auch die Effizienz und Kostenstruktur eines Online-Tools.“

„Durch den Einsatz von KI schaffen wir es, den Prozess stark zu automatisieren“

Weiter erklärt er: „Durch den Einsatz von KI schaffen wir es, den Prozess so stark zu automatisieren, dass wir im Durchschnitt nur noch ein Drittel der Zeit für eine Buchung benötigen, im Vergleich zu einem klassischen Reisebüro. Hierbei hilft sowohl unsere Operating Plattform für das komplette Fulfillment – von Flug, Zug, Mietwagen und Hotel in einem Tool – als auch unser NLP-Engine für die Texterkennung sowie eine eigene Recommendation Engine, die entsprechende Vorschläge unterbreitet.“

Die Idee hört sich schon einmal schlau an, aber auch nicht ganz billig. So berechnete Deutsche-Startups.de gerade, dass der Aufbau des Unternehmens bislang rund 4,5 Millionen Euro gekostet haben soll. Allerdings stünden dem auch Rücklagen von gut zehn Millionen Euro gegenüber. Für die Finanzierung sorgten bislang unter anderem Project A, btov Partners oder auch die Trivago-Gründer.

Konkurrenten wie TravelPerk stehen dagegen jedoch noch ganz andere Summen zur Verfügung. So sammelten die Spanier bereits rund 75 Millionen Euro an. Allerdings sind sie auch in weit mehr Ländern aktiv.  

Im Vergleich zur weltweiten Konkurrenz sind die Berliner davon überzeugt, einen klaren Wettbewerbsvorteil zu haben: „Die klassischen Reiseagenturen, die den Markt dominieren setzen sehr stark auf manuellen Service und ein Online-Booking-Tool – diese Kanäle werden meist komplett separat behandelt, was zu sehr hohen Ineffizienzen führt und einer unserer großen Vorteile ist“, sagt Riegel. „Die meisten Startups im Geschäftsreisebereich setzen auf reine Online Buchungs-Tools – während wir glauben, dass das auch einen sehr großen Mehrwert bietet (wir bieten ja schließlich auch ein eigenes Online-Buchungstool an), liegt ein Großteil der Kostenersparnis und Effizienzgewinnung in der Digitalisierung aller Prozesse darum herum, wo wir bereits sehr, sehr weit sind.“

Der Fokus der Berliner liegt eindeutig auf mittelständischen Firmen. Wie jedes datengetriebene Unternehmen sehen sie vor allem die Zeit als wichtigen Verbündeten. Denn je länger sie arbeiten, desto mehr Daten sammeln sie, die wiederum der Maschine helfen, besser zu werden. Frei nach den Stones gilt für Comtravo also: „Time is on my Side“.

(Beitragsbild: Comtravo)

Clutch-Redaktion