1 Jahr Lockdown: Wie sich Konsum, Arbeit und Marketing verändert haben

Im März 2020 geschah das, was niemand erwartet hätte: Ein Virus zwang die Welt in die Knie. Wie viele Länder musste auch Deutschland in den Lockdown und runterfahren. Seither hat sich vieles verändert. Wie es den Deutschen in Sachen Handel, Arbeit und Vertrieb ein Jahr später geht. Ein in Zahlen.

Das vermissen die Deutschen am stationären Handel

Vier von fünf Deutschen (81 Prozent) vermissen es, im stationären Handel einzukaufen. Die Gründe sind vielfältig. Zwei Drittel geben an, dass ihnen das Anschauen und Anprobieren von Produkten fehlt. 60 Prozent möchten die lokalen Läden wieder unterstützen. Persönliche Beratung beim Shopping fehlt 37 Prozent der Befragten, während 31 Prozent sich nach dem Kauferlebnis im Geschäft sehnen. Das ergibt eine aktuelle Studie der Offerista Group unter 684 Deutschen.

Dem Shoppen von Kleidung, Schuhen und Accessoires trauern die Umfrageteilnehmer aufgrund der geschlossenen Geschäfte am meisten nach (65 Prozent). Knapp die Hälfte (48 Prozent) vermisst das Einkaufen von Haus- oder Gartenartikeln in den Läden. Etwa ein Viertel bedauert es, keine Möbel- und Einrichtungsgegenstände (29 Prozent) oder Elektronikprodukte (26 Prozent) in den physischen Einkaufswagen legen zu können. Lediglich 16 Prozent sehnen sich gar nicht nach einem Besuch in Läden und Märkten. Wie Corona den Einzelhandel nachhaltig prägen kann, dazu hat sich auch Benjamin Thym von Offerista Gedanken gemacht.

Remote Work: Der Druck steigt

42 Prozent der Deutschen spüren im Homeoffice den Druck beweisen zu müssen, dass sie auch wirklich arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von HubSpot zu Remote Work. Knapp ein Viertel glaubt demnach, dass ihre Vorgesetzten nicht den vollen Umfang ihrer Arbeit wahrnehmen würden. Für mehr Produktivität wünschen sich 38 Prozent mehr Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeit, um Job und Privatleben besser zu vereinen. 35 Prozent fordern Unterstützung von Vorgesetzten und dem Team.

Immerhin hat die Hälfte der Befragten (50 Prozent) das Gefühl, dass ihr Unternehmen aktiv daran arbeitet, ein integratives Umfeld für Remote-Mitarbeiter zu schaffen. Auch der Zusammenhalt wird gestärkt: 41 Prozent geben an, dass sie ein stärkeres Gefühl der Zugehörigkeit innerhalb ihres Teams oder Unternehmens haben, wenn alle remote arbeiten. Knapp die Hälfte hat außerdem Möglichkeiten, sich an den Programmen ihres Unternehmens für Vielfalt, Integration und Zugehörigkeit zu beteiligen.

Marketing im Corona-Jahr 2020

In der Pandemie gewinnt das Marketing als Mittler zum Kunden an Bedeutung: Deutsche Marketingverantwortliche gaben in einer Studie von Criteo an, dass Marketing während Corona wichtiger geworden ist (75 Prozent). Das Budget für digitales Marketing stieg 2020 aufgrund der Krise bei 70 Prozent der Befragten an. Neben der Umverteilung der Gelder arbeiteten viele mehrfach an der Marketing-Strategie: 90 Prozent haben demnach Änderungen an ihrer Planung vorgenommen, ein Viertel hat sie sogar sehr stark angepasst. Sales und Conversions rückten bei 70 Prozent in den Fokus.

Die gestiegene Wichtigkeit des Marketings liegt laut deutschen Marketing-Managern vor allem daran, dass neue Kunden gewonnen und Bestandskunden gehalten werden mussten (60 Prozent) und dass Konsumenten aufgrund der Corona-Krise häufiger digital unterwegs sind (57 Prozent). Trotz vieler Herausforderungen berichteten die Befragten Positives: So gibt ein Drittel an, dass Online Sales angestiegen sind. Zudem verzeichneten 31 Prozent einen Anstieg der Neukunden und 30 Prozent erzielten eine stärkere Kundentreue. Auch intern beschleunigte die Pandemie den Fortschritt. Ein Drittel der Befragten sagt, Corona habe dazu geführt, dass die digitale Transformation in den Unternehmensprozessen voranschreitet. Zusätzliche verzeichnet mehr als ein Viertel eine Steigerung der Effizienz (29 Prozent) und Produktivität (28 Prozent).

Vertrieb im Corona-Jahr: Veränderte Neukundenansprache

61 Prozent der Vertriebsmitarbeiter empfinden den Beziehungsaufbau zu potenziellen Kunden oder Neukunden seit Pandemiebeginn im März als schwieriger. Und 34 Prozent sind sich seitdem unsicherer, aus Prospects auch tatsächlich Kunden machen zu können. Das geht aus der aktuellen Sales-Studie von HubSpot hervor. Bei der künftigen Neukundenansprache wollen die Befragten daher vor allem auf E-Mails (59 Prozent) und Telefonate (55 Prozent) setzen. Im Vergleich zu vor Corona sind zudem die Häufigkeit der Video Calls (von 23 Prozent auf 36 Prozent) gestiegen und formelle Treffen Face-To-Face (von 53 Prozent auf 34 Prozent) gesunken.

39 Prozent der Befragten kommen außerdem zu der Einschätzung, dass Covid-19 und die damit verbundenen Einschränkungen ihrem Neugeschäft geschadet haben. Nur 14 Prozent sehen einen Aufschwung, während immerhin 47 Prozent keinerlei Veränderungen feststellen. Dabei könnte auch der Wegfall von klassischen Messen eine Rolle spielen. So empfindet es über die Hälfte der Befragten als einfacher, auf stationären Events Leads zu generieren – nur zehn Prozent sehen Vorteile auf digitalen Veranstaltungen. 

Clutch-Redaktion