Nächstes deutsches Einhorn Raisin: „Wir wollen Barrieren einreißen, Lust auf smarten Vermögensaufbau machen“

Von Stefanie Müller.

Wer Geld anlegen will, hofft auf gute Zinsen. Aber die fetten Jahre sind vorbei – zumindest bei den Banken um die Ecke. Die traditionelle Finanzhäuser entlohnen Sparer kaum noch, wenn diese ihr Geld bei ihnen anlegen. Genau hier setzt das Fintech-Start-up Raisin mit der Marke WeltSparen an. Mit einer länderübergreifenden Zinsplattform hat das Unternehmen aus Berlin das Thema Sparen revolutioniert.

„Sparen ist grundsätzlich wichtig und essenziell für Jeden und Jede – und immer besser als sein Geld unverzinst auf dem Giro-Konto an Wert verlieren zu lassen. Sparen ist einfach, jeder kann es machen.“ So begründet Dr. Tamaz Georgadze, CEO und Mitgründer von Raisin, gegenüber CLUTCH die Frage, warum sich das Unternehmen diesem Thema verschrieben hat. Eigentlich kein neues Modell, um Vermögen aufzubauen. Doch wie das junge Fintech vorgeht, fordert die alteingesessenen Banken heraus.

Raisin ist 2013 im deutschen Markt mit der Marke WeltSparen gestartet. Weil WeltSparen jedoch als Markenname im deutschsprachigen Raum für europäische Kunden weder gut zu merken, noch gut auszusprechen ist, erfolgt der europäische Marktauftritt unter der Marke Raisin – „Raise your interest“.

Lust auf Sparen machen

„Wir wollen Barrieren einreißen, Lust auf smarten Vermögensaufbau machen“, sagt Georgadze. Für Raisin steht daher an erster Stelle das Ziel, den Kunden attraktive Konditionen zu bieten. Derzeit offerieren die Berliner ihren Kunden bis zu 2,20 % p.a. Zinsen auf Festgeld. Hierfür kooperiert das Unternehmen mit mehr als 50 Banken in ganz Europa. So kann der Kunde länderübergreifend direkt vergleichen. Er muss lediglich ein WeltSpar-Konto eröffnen und kann anschließend via Online-Banking Anlagen bei einer Partnerbank abschließen und verwalten. Alleiniger Ansprechpartner bleibt hierbei die Web-Bank.

Für die Vermittlung von Anlagen erhält Raisin Provisionen von den Partnern. Soweit das Geschäftsmodell. Seit dem Start vermittelte das Unternehmen nach eigener Aussage bereits mehr als zehn Milliarden Euro an Einlagen, für die die Sparer mehr als 80 Millionen Euro Zinsen erzielten. Neben dem Sparen bietet Raisin zudem mit WeltInvest kosteneffiziente, global diversifizierte ETF-Portfolios für den langfristigen Vermögensaufbau.

 „Fakt ist, die Zeit der Null- und Minuszinsen hat zu einer großen Verdrossenheit bei Verbrauchern geführt. Und während sich auf deutschen Girokonten die Guthaben unverzinst stappeln, bieten in- und ausländische Banken auch heute noch attraktive Verzinsung in einem Niedrigzinsumfeld – teilweise das bis zu 30-fache als bei heimischen Banken“, sagt der Raisin-CEO.

Den Finanzmarkt nachhaltig verändern

Der jüngste Coup des Unternehmens ist der Kauf der Frankfurt MHB-Bank. Das Fintech hat damit die Finanzbranche auf den Kopf gestellt. Weil das Start-up bislang keine eigene Banklizenz hatte, kooperierte Raisin in der Vergangenheit mit der Traditionsbank. „Als Eigentümer der MHB-Bank haben wir direkten Einfluss auf deren Entwicklung, Infrastruktur und können so unsere Kunden und Partnern grundsätzlich eine bessere Erfahrung und zum Teil bessere Services bieten“, erläutert Georgadze die Entscheidung. Das Fintech und die Bank bündeln ihre Synergien. Raisin bringt das Technologie-Verständnis mit, die MHB-Bank verfügt über eine jahrzehntelange regulatorische Expertise im Bankensektor. Eine theoretische Win-win-Situation für alle Beteiligten und möglicher Grundstein für weiteres Wachstum.

Frisches Kapital für Raisin

In fünf Jahren wollen Georgadze und sein Team „die führende digitale Plattform für private Anlagen in Europa sein“. Um dies zu realisieren braucht es aber auch frisches Kapital. Das hat Raisin zuletzt eingesammelt und eine Finanzierungsrunde über 100 Millionen Euro abgeschlossen. Das Geld soll in strategische Übernahmen und die weitere Internationalisierung investiert werden. In der Finanzierungsrunde beteiligen sich die bestehenden Investoren zu denen unter anderem auch PayPal gehört.

Solange die alteingesessenen Banken ihren Kunden weiterhin so bescheidene Konditionen bieten, wird das Fintech-Unternehmen weiteren Zulauf erfahren. Seit 2013, dem Start des Unternehmens in Deutschland, konnte Raisin bereits mehr als 160.000 Kunden gewinnen. Tendenz weiter steigend. 

Dieser Text ist Teil der neuen Serie #TechMadeInGermany
Bislang erschienen sind dabei unter anderem Stücke über Lilium und Showheroes.

(Beitragsbild: Raisin)

Clutch-Redaktion