In Internetjahren gerechnet gehört novomind eigentlich schon zu den Dinosauriern des Webs – allerdings mit der Betonung auf dem Wort „eigentlich“. Denn obwohl die Hamburger bereits seit 20 Jahren Shops und Händlern dabei helfen, mit maximalem Erfolg ein E-Commerce-Business aufzuziehen und zu betreiben, ist doch eher das Chamäleon das Wappentier der Tech-Company. So suggerierte es zumindest einmal Gründer Peter Samuelsen, als ihn das Handelsblatt auf den Dino-Vergleich ansprach.
Tatsächlich passt das Chamäleon ziemlich gut zu den Hanseaten. „Es ist anpassungsfähig, flexibel und hat stets alles im Blick. Das Reptil besitzt die einzigartige Fähigkeit in der Tierwelt, dass es mit seinen beiden Augen jeweils in unterschiedliche Richtungen blicken kann. Wir selbst haben ein einzigartiges Produktportfolio, das sowohl den Bereich Commerce (Outbound) als auch den Bereich Customer Service (Inbound) adressiert“, spinnt David Spaeth, Head of Marketing, gegenüber Clutch den tierischen Vergleich weiter. Es gibt jedoch eine Einschränkung: Das Chamäleon ist bekanntlich nicht besonders schnell. „Aber das müssen wir bei novomind sein.“
Bereits bei der Gründung der Tech-Company spielten Tiere eine gewisse Rolle, denn für Samuelsen fing alles mit dem Avatar Lydia an – einer freundlichen Schlange. Allerdings würde man heute nicht mehr Avatar, sondern Chatbot sagen.
Das war im Jahr 2000. Der Diplom-Informatiker Samuelsen arbeitet damals in einer Unternehmensberatung und ein Kunde wünschte sich einen Avatar für seine Website, der die Fragen der Homepagebesucher beantwortete.
„Das Wort Chatbot gab es damals noch nicht. Zuerst dachte Samuelsen: Das ist verrückt, wie soll das funktionieren? und lehnte ab. Aber dann packte ihn der Ehrgeiz. Der Gedanke ließ ihn nicht los“, erzählt Spaeth die Entstehungsgeschichte. „Samuelsen sichtete den aktuellen Stand der Forschung und machte einen Entwickler in Australien ausfindig, der den Code für einen Avatar entwickelt hatte, und kaufte ihm die Rechte ab.“ Lydia war geboren, inklusive erster – noch rudimentärer – KI-Funktionen, und kurz darauf auch das Unternehmen novomind.
„Damals war es jedoch noch zu früh, um ausschließlich von Chatbots zu leben, der Markt war noch nicht so weit. Andere Produkte mussten her“, erinnert sich Spaeth. Und so fingen die Hamburger an, vor allem für E-Commerce-Projekte Produkte zu bauen. Sie zeichneten sich schon damals durch eine kluge und effiziente Kombination aus kreativem Entwicklergeist und künstlicher Intelligenz aus. Heute sagt man dazu: Die Hanseaten entwickeln intelligente und innovative Software für wertvolle Kundenbeziehungen. Die Spezialität novominds dabei: schnelle Shops, große Mengen an Produktdaten und viele Customer-Service-Tickets.
Mit einem gewissen Stolz verweist novomind darauf, dass man mit Hilfe des eigenen Know-hows den Erfolg vieler E-Commerce-Unternehmungen erheblich steigern könne. Ein Beispiel: „Bei TRANSA, einem Anbieter von Travel- und Outdoor-Ausrüstung aus der Schweiz, hat sich die Conversion Rate nach dem Go-Live des novomind-Shops verdoppelt. Von daher gehen wir schon von einem recht hohen Anteil aus. Inhalte lassen sich sehr gut personalisieren und die Angebote perfekt auf den Kunden zuschneiden. Die Personalized Customer Journey ist hier das Buzzword“, erklärt der Marketingchef gegenüber Clutch.
Das Kundenportfolio liest sich dabei wie ein deutsches Marken-Who-is-Who. Darunter sind Brands wie Sixt, Otto, Puma, aber auch C&A, P&C oder Globetrotter. Tatsächlich scheint novomind so einiges richtig zu machen, denn seit nunmehr 13 Jahren erzielt das Unternehmen nach eigenen Angaben einen „double-digit growth“. Das Handelsblatt bezifferte den Umsatz im Jahr 2018 auf 34 Millionen Euro.
Samuelson gab bereits das Ziel aus, dass die Wachstumsgeschwindigkeit auch weiterhin so hoch bleiben soll, das hört sich allerdings weder nach einem Dino noch nach einem Chamäleon und erst recht nicht nach einer Schlange an. Eigentlich ist es also höchste Zeit, über ein neues Tier-Maskottchen nachzudenken.
Beitragsbild: novomind AG