Digitale Psychotherapie von Sympatient: Konfrontation mit den eigenen Ängsten via VR

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Der Leidensdruck für Menschen mit Angststörung ist groß: Sie sind häufig nicht in der Lage, am normalen Leben teilzuhaben. Die Wartezeiten für eine Therapie sind zudem meist lang und können mit weiten Anfahrtswegen verbunden sein. Das Hamburger E-Health-Start-up Sympatient will hier Abhilfe schaffen und hat eine digitale Psychotherapie gegen Angststörungen entwickelt, die Betroffene von zu Hause aus absolvieren können. Die Anwendung namens Invirto wird von der Techniker Krankenkasse (TK) unterstützt, die ihren Versicherten Zugang hierzu bietet.

Mittels Virtual-Reality-Brille und App ermöglicht Sympatient eine leitliniengerechte Fernbehandlung. Innerhalb von vier Wochen können die Teilnehmer die App-gestützte Therapie mit zahlreichen Schulungsvideos und digital angeleiteten Übungen absolvieren. Der Patient entscheidet dabei selbst, wann und wie schnell er die Einheiten durchgeht. Kernstück ist die Konfrontation nach therapeutischen Prinzipien mit angstauslösenden Situationen wie Aufzug- und U-Bahnfahrten oder Menschenansammlungen. Sympatient hat insgesamt Material für sieben verschiedene Szenarien entwickelt zur Behandlung von Platzangst, Panickattacken soziale Phobien. „Damit bilden wie die häufigsten angstauslösenden Situationen ab“, sagt Julian Angern, Gründer und psychologischer Leiter von Sympatient. Das Start-up ist 2017 gestartet und wird finanziell von der Hansestadt Hamburg gefördert.

App erfasst die psychische Verfassung der Patienten

Vor Therapiebeginn untersucht das Zentrum für Integrative Psychatrie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) alle Teilnehmer im Rahmen einer umfassenden psychotherapeutischen Diagnostik. So wird festgestellt, ob sich ein Patient eignet. Zum Start der Behandlung erhält er dann eine VR-Brille und einen App-Zugang. Während der Therapie wird der Patient von einem Psychotherapeuten des UKSH per Telefon und Video begleitet. Außerdem erfasst die App über einen Fragekatalog die psychische Situation der Teilnehmer in regelmäßigen Abständen. „Wenn die Teilnehmer eine Verschlechterung ihres psychischen Zustands erfahren, haben sie direkten Zugang zu Notfallnummern und können sofort hilfreiche Übungen wiederholen“, erklärt Angern. In Krisenfällen nehmen spezialisierte Mitarbeiter der Klinik unmittelbar Kontakt zu den Betroffenen auf.

Studien zufolge leiden zehn Millionen Menschen in Deutschland im Verlauf eines Jahres an einer Angststörung. Allein die Techniker Krankenkasse zählt nach eigenen Angaben rund 155.000 Behandlungen, die auf diese Erkrankung zurückzuführen sind. „Anfangs sind es oft sehr diffuse und unspezifische Symptome wie Schweißausbrüche, Herzklopfen oder Übelkeit. Deshalb erkennen die Patienten zu Beginn häufig nicht, dass ihre Ängste diese Symptome hervorrufen“, erläutert der Psychiater Dr. Bartosz Zurowski vom UKSH. „Es ist wichtig, dass Angstpatienten möglichst frühzeitig und niederschwellig ihre Störung mit einem wirksamen Gesamtkonzept bearbeiten können.“ Di digitale Psychotherapie entlastet zudem die Psychotherapeuten, die Patienten oftmals vertrösten müssten, weil sie nicht so schnell einen Behandlungsplatz bieten könnten.

Patienten lernen mit ihren Angst-Monstern zu leben

(Bildnachweis: Sympatient)

Invirto bietet Betroffenen nun die Möglichkeit, ohne Wartezeit schnell eine Therapie zu beginnen. Und das stößt bei den Patienten auf positive Resonanz. „Unserer Erfahrung nach, wollen sich viele selbstständig mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und begrüßen daher die Möglichkeiten, die ihnen Invirto bietet“, so Angern. Auch die digitale Technik komme gut an. Ziel der Behandlung sei es, dass die Pateinten lernen, „mit ihrer Angst umzugehen und mit ihren Angst-Monstern zu leben, sie zu erziehen“.

„Die Therapie bietet viele Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Behandlung“, sagt TK-Vorstandsvorsitzende Dr. Jens Baas. Hierzu zählten neben dem schnellen Zugang ohne Wartezeit auch das bessere Monitoring über die App. Im Vordergrund stehe aber, dass „die Patienten ihre Erkrankung besser in den Griff bekommen.“ Das sei schließlich im Interesse aller. Die TK hat sich die Digitalisierung im Gesundheitswesen auf die Fahnen geschrieben und erstattet als erste Krankenkasse die Fernbehandlung per Invirto.

Hinweis in eigener Sache: Sympatient ist Kunde von The Medical Network, der E-Health-Unit der PR-Agentur Frau Wenk, deren Geschäftsführerin Andrea Buzzi auch Herausgeberin von Clutch ist.

(Beitragsbild: Sympatient)

Clutch-Redaktion