Motognosis: Parkinson-Therapie via App

Stellen Sie sich vor, Sie entwickeln eine neue Technologie – und Ärztinnen und Ärzte sprechen Sie bereits mitten in der Entwicklungsphase an, um Ihr Produkt sofort für ihre Patienten zu nutzen. Genau das ist dem Start-Up Motognosis passiert. Die App ist auf dem Weg, eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zu werden. Heißt: Ein Arzt kann diese App per Rezept verschreiben. Doch der Weg dahin ist gar nicht so einfach.

Alles fing an der Charité in Berlin an. Dort entwickelte eine Forschungsgruppe eine Software, die es Patienten mit Parkinson oder Multipler Sklerose ermöglicht, dysfunktionale Bewegungen auch von zuhause aus besser zu überwachen. Hintergrund des Projektes: Gerade Nervenkrankheiten verlaufen oft schleichend und unregelmäßig. Mit einem regelmäßigen Monitoring können Neurologen frühzeitig und auch von der Ferne aus eingreifen – bislang war das nicht möglich. Aus dieser Forschungsgruppe entstand das Start-Up Motognosis. Und dann geschah es: Auf Messen wurden die Gründer von Neurologen angefragt, ob sie ihr digitales Bewegungsmonitoring mit 3D-Brille nicht offiziell als Medizinprodukt und damit als DiGA zertifizieren lassen wollen. Diese Technologie würde sie enorm in ihrer Arbeit unterstützen.

Der lange Weg zur Gesundheitsanwendung

Seither bemühen sich die Gründer, darunter die Software-Entwicklerin Karen Otte, nicht nur um Investoren und Wirksamkeitsstudien ihrer Technologie. Sie müssen sich durch zahlreiche Checklisten und bürokratische Bestimmungen wühlen, denn die Regeln, um ein Medizinprodukt zu werden, sind – zurecht – streng. Im E-Health-Pioneers Podcast von „The Medical Network“ erzählt Karen Otte Host Andrea Buzzi von diesen manchmal zermürbenden Herausforderungen. Sie beschreibt auch, wie das Start-Up Investoren gefunden hat, warum es gut sein kann, aus der Universität heraus zu gründen und worauf andere E-Health-Unternehmen achten müssen, wenn sie ein Medizinprodukt entwickeln wollen.

Das nächste Ziel steht für Karen Otte und ihr Team bereits fest: Im Sommer 2021 soll ihre Technologie als digitale Gesundheitsanwendung zugelassen und ganz offiziell ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen werden. Für Menschen mit Nervenerkrankungen ist das ein echter Hoffnungsschimmer.

Clutch-Redaktion