Foto Katharina Zweig

„Ich persönlich halte es für unwahrscheinlich, dass es in 30 Jahren KIs im wörtlichen Sinne gibt“

Katharina Zweig ist Professorin und Leiterin des Algorithm Accountability Lab der TU Kaiserslautern. Zudem gehört sie zu den wichtigsten KI-Köpfen der DACH-Region . Wir haben ihr Fragen zu ihrem Schaffen und der Zukunft der Technologie gestellt.

Frau Zweig, an was arbeiten Sie gerade?
Wir entwickeln gerade einen Softwareentwicklungsprozess für algorithmische Entscheidungssysteme, in den ethische Aspekte integriert sind. Der angestrebte Entwicklungsprozess ist auf der einen Seite möglichst leichtgewichtig, so dass er sich gut in bestehende Strukturen einfügt, und andererseits detailliert genug, um die wichtigsten Fragen und Aspekte abzudecken.

Ist KI ein Fluch oder ein Segen für unsere Gesellschaft?
Eine echte künstliche Intelligenz gibt es im Moment nicht. Die Methoden des maschinellen Lernens als eine mögliche Basis von KI werden uns aber in Zukunft viele Prozesse abnehmen, die bisher nur persönliche Assistenten oder Sekretärinnen erledigen konnten. Das ist Segen, weil wir alle besser in unserer Arbeit unterstützt werden. Manche werden dadurch aber auch ersetzt werden. Zudem besteht das Risiko, dass wir uns im Arbeitstempo noch mehr an das der Maschinen anpassen müssen. Um dem entgegenzuwirken, benötigen wir starke Gewerkschaften.

Wird es den Job, den Sie haben, in 20 Jahren noch geben?
Ja. Forschung und akademische Lehre, Data Science und ein Großteil der Programmierung wird weiterhin in Menschenhand bleiben.

Was müssen wir jetzt anpacken, damit wir in 20 Jahren glücklich mit KIs zusammenleben können?
Den Klimawandel. Wenn wir das nicht in den Griff bekommen, ist vieles andere nebensächlich. Ansonsten halte ich persönlich es für unwahrscheinlich, dass es in 30 Jahren KIs im wörtlichen Sinne gibt. Die vielen Assistenten auf Basis von maschinellen Lernen brauchen eine datenschutzfreundliche Technologie und bedürfen einer differenzierten Regulierung und Kontrolle. Die zugrundeliegenden Daten sollten – wo datenschutztechnisch möglich – offen sein, damit Wettbewerb und Innovation möglich bleiben. Mit diesen Maßnahmen sollten wir im Wesentlichen von der neuen Technologie profitieren können.

Das Interview führte Andrea Bittelmeyer.

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(Beitragsbild: Originalfoto: Thomas Koziel, modifiziert von Deepart.io im Stile von Alphonse Mucha)

Clutch-Redaktion