Eine KI ist wie eine Arbeitskollegin oder ein Arbeitskollege – sie kann nur so gut arbeiten wie die Anweisungen sind, die sie erhalten hat. Doch wie schreibe man einen guten Prompt, der mir möglichst genau das gewünschte Ergebnis liefert? Die CLUTCH-Redaktion hat recherchiert, unsere internen Journalist:innen befragt und fleißig an ChatGPT, Perplexity und Co. getestet, um die fünf wichtigsten Dos and Don’ts bei der Arbeit mit Künstlicher Intelligenz zusammenzutragen.
Do 1: Je mehr Kontext, desto besser
Typisches Szenario im Büro: Die Führungskraft ruft einem oder einer Mitarbeitenden die Aufgabe „Mach mal schnell eine Liste mit guten Argumenten für XY“ zu. Bei dieser ungenauen Ansage ist es verständlich, dass nicht jede oder jeder sofort weiß, was zu tun ist. Wofür ist die Liste? Was für eine Liste soll es werden? Auf was sollen sich die Argumente beziehen? All diese Fragen gilt es vorab zu klären.
Genauso verhält es sich, wenn man mit einem KI-basierten Chatbot arbeitet. Je mehr Kontext und Hintergrundmaterial in einen Prompt gegeben wird, desto besser kann die Aufgabe zum gewünschten Ergebnis führen. Auch die Angabe, in welcher Rolle die KI antworten soll, ist sinnvoll. Geht es um Marketing, eine Reiseplanung oder ein wissenschaftliches Essay? Die Antwort darauf wird wesentlich den Stil, die Ausführlichkeit und gegebenenfalls die Auswahl der Quellen beeinflussen. Wer also erklärt, wofür der Prompt ist, und dazu der KI eine passende Rolle zuweist, wird sicher mit einem besseren Ergebnis belohnt werden.
Do 2: Editierfunktion nutzen
Diese Funktion steht zurzeit leider nur Nutzer:innen von ChatGPT zur Verfügung. Da sich aber dieser KI-Chatbot großer Beliebtheit erfreut, haben wir diesen Tipp in unsere Top Fünf der Dos aufgenommen. Die Editierfunktion hilft zum Beispiel bei der Präzisierung und Anpassung an den Kontext: Ist ein Prompt in der KI schon gut gelungen, sind aber noch an einigen Stellen Verfeinerungen oder Verbesserungen nötig, lassen diese sich mittlerweile mit der Maus markieren. Anschließend kann mit einem Klick auf das Symbol mit dem Anführungszeichen eine Anweisung erstellt werden, die dann nur auf den ausgewählten Text angewendet wird.
Diese Funktion steht übrigens auch für Bilder zur Verfügung. Hat ChatGPT eines erstellt, kann mit einem Klick darauf und der Auswahl des Pinsel-Symbols ein Bereich ausgewählt werden, den bei einem weiteren Prompt die KI dann ausschließlich betrachtet. Beide Werkzeuge eignen sich ideal, um ein Ergebnis zu verbessern, ohne jedes Mal einen kompletten Prompt neu erstellen zu müssen.
Do 3: Wiederholen und variieren
Egal ob ein Prompt gut oder nur schlecht funktioniert hat, es lohnt sich, die Ausgabe durch erneutes Prompten oder eine leichte Variation zu verifizieren. Vor allem bei größer angelegten Aufgaben, bei denen sich die KI auf externe Quellen beruft, sind leicht veränderte Prompts ein gutes Mittel, um die vorherige Antwort zu überprüfen. Einen guten Qualitätscheck kann die KI hier selbst bieten, indem man ihr den erstellten Text zur Überprüfung gibt. Zum Beispiel: „Überprüfe diesen Text kritisch auf seinen Aufbau, die Quellen und deren kausale Zusammenhänge.“ Des Weiteren kann die KI unterstützen, wenn man sie konkret für alle in einem Text erbrachten Argumente nach Gegenargumenten fragt. So können eventuell vorhandene Schwachstellen in einer Argumentation oder Quelle erkannt werden.
Do 4: Zeit sparen mit GPTs
Bei ChatGPT sind es die GPTs, bei Perplexity die Sammlungen: Jedes Modell bietet mittlerweile eine Funktion an, über die sich eine Art Experte erstellen lässt. Instruktionen, die sonst bei jedem Chat neu eingeben werden müssen, können permanent hinterlegt werden, um so eine bestimmte Funktion (Lektorat, Verfassen von Pressemitteilungen, Excel-Experte …), einen Schreibstil oder weitere Wünsche festzulegen. Ist dies einmal geschehen, können Aufgaben effizient und ausführlich in kürzester Zeit erledigt werden. Anzumerken ist hier, dass nicht in jeder Künstlichen Intelligenz die Funktion kostenlos zur Verfügung steht.
Do 5: Seid kreativ!
Bei allen praktischen Tipps und Optimierungsmöglichkeiten sollte immer die Zeit für einige kreative Prompts sein. Es ist dabei immer wieder erstaunlich, wie viel Nützliches entsteht, wenn man etwas Spaß bei der Eingabe hat. Denn bei einem spielerischen oder experimentellen Ansatz bieten die Ergebnisse oft Informationen, Ideen oder Lösungen, die tatsächlich angewendet oder weiterverwendet werden können. Kreative Eingaben können zu innovativen und brauchbaren Ergebnissen führen, die in verschiedenen Kontexten oder für bestimmte Aufgaben von Nutzen sind.
Don’t 1: Breit gefasste Anweisungen
„Hey ChatGPT, sei mal kreativ“. Bei solchen Eingaben ist ein nicht zufriedenstellendes Ergebnis vorprogrammiert. Denn wie wir gerade schon gelernt haben, müssen auch freie Assoziationsaufgaben konkret formuliert werden. Also lieber „Denke dir fünf Ideen für XY aus“. Oder „Stell dir ein Szenario vor, bei dem …“. Vor allem visuelle Arbeiten sollten so beschrieben werden, als würde man ein Bild bei einem Grafiker in Auftrag geben. Was soll zu sehen sein, wo soll es platziert sein, wie genau soll es aussehen?
Don’t 2: Zu viel auf einmal wollen
Prompts können schon einmal etwas länger werden. Gerade wenn die Aufgaben sehr komplex und miteinander verzahnt sind, kann es sich lohnen, bei ChatGPT und Co. Schritt für Schritt zu arbeiten und sich erst einmal ein Ergebnis liefern zu lassen, bevor man weitere Arbeitsanweisungen gibt. So lassen sich die verschiedenen Zwischenschritte besser kontrollieren und nachverfolgen. Außerdem ist so das Risiko geringer, dass die KI eine Anweisung nicht richtig versteht.
Don’t 3: Unrealistische Anforderungen
Bei all den praktischen Anwendungsfällen hat die KI auch Grenzen. So sollte jegliche Kontrollverantwortung – sei es bei Texten, Kalkulationen oder Einschätzungen – stets beim Menschen liegen. Die KI kann zum Beispiel einen Text über jegliche Themen schreiben oder lektorieren. Bei der Frage, was die wichtigsten, spannendsten oder lustigsten Aussagen des Textes sind, wird die KI zwar antworten; solche Fragen nach einer menschlichen Einschätzung liegen aber nicht in ihrem Stärkenfeld.
Don’t 4: Zeichenzahlen
Es klingt nach einer für die Algorithmen banalen Aufgabe: das Zählen von Buchstaben oder Wörtern. Allerdings sollte man hier nicht auf die erhaltenen Antworten vertrauen, denn alle Angaben werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit falsch sein. Der Grund dafür liegt in der Programmierung von Large Langue Models (LLM), die nicht in Buchstaben, sondern in sogenannten Tokens denken. Diese bilden im System die kleinste Einheit, bestehen eher aus Silben und Wortstücken und sind nicht weiter unterteilbar. Somit kann die KI genaue Buchstaben nicht erkennen und zählen. Prompts wie „Mach den Text halb so lang“ oder „Schreibe 20 Prozent mehr Text“ funktionieren dagegen gut.
Don’t 5: Der KI das Denken überlassen
Wie schon im Don’t 3 angerissen: Der größte Fehler, der im Umgang mit Künstlicher Intelligenz passieren kann, ist, den eigenen Kopf auszuschalten. Zwar werden die verschiedenen Modelle in ihren Fähigkeiten immer schneller und präziser, die letzte Hoheit über alle erzeugten Arbeiten muss jedoch immer der Mensch haben. Fakten checken, bestimmte Arten von Humor verstehen, auf unkonventionelle Art denken – all das beherrscht der Mensch zurzeit noch besser als eine Maschine. Darüber hinaus ist auch die KI nicht frei von Vorurteilen, denn ihre Antworten basieren auf großen Mengen an Textdaten, die aus verschiedenen Quellen stammen. Diese Daten können menschliche Vorurteile enthalten, die unbeabsichtigt in das Modell eingeflossen sein könnten. Das bedeutet, dass die KI die Vorurteile widerspiegeln kann, die in den Trainingsdaten vorhanden sind. Ein Double Check ist also ratsam.