Als Architect of Ethical AI Practice bei Salesforce entwickelt Kathy Baxter im Silicon Valley Best Practices, um Mitarbeiter, Kunden und die Branche über die Entwicklung ethischer KI aufzuklären. „Meine Aufgabe ist es, den Menschen die Auswirkungen von KI klarzumachen und dabei zu helfen, KI-Technologie sicher und verantwortungsbewusst einzusetzen“, sagt sie. Wir haben die KI-Expertin unter anderem gefragt, wie sie ihren Job ihrer Großmutter erklärt und, was sie über künstliche Intelligenz als Jobkiller denkt.
Wie erklären Sie ihrer Großmutter ihren Job?
Es ist definitiv eine Herausforderung, meiner Familie und meinen Freunden meinen Job zu erklären – nicht nur meiner Großmutter. Ich denke, es gibt diese Vorstellung, dass jeder im Silicon Valley super technisch ist und die jüngere Generation da total drin ist, aber für mich ist es genauso schwierig, es meinem 17-jährigen Neffen zu erklären, wie den Eltern der Klassenkameraden meiner Tochter im Silicon Valley.
Was ist ihre Aufgabe?
KI ist die Fähigkeit eines Computerprogramms oder einer Maschine, zu denken und zu lernen. Die Technologie kann enorm leistungsstark sein, aber aus großer Kraft folgt große Verantwortung. Meine Aufgabe ist es, den Menschen die Auswirkungen von KI klarzumachen und dabei zu helfen, KI-Technologie sicher und verantwortungsbewusst einzusetzen.
Wie sind Sie an den Job gekommen?
Ich war bei Salesforce als User Research Architect tätig und habe mich schon immer für die beabsichtigten und unbeabsichtigten Auswirkungen von KI interessiert. Als die Technologie dann in unserer eigenen Plattform immer wichtiger wurde, wurde mir bewusst, dass es einen Bedarf gibt, die Kollegen, die an der Technologie arbeiten und auch unsere Kunden darüber aufzuklären. Ich fing an, mit unseren Chief Scientist näher zusammenzuarbeiten, und wir haben die erste dedizierte Rolle für Ethik in der KI geschaffen.
Welche Fähigkeiten werden für Ihren Job benötigt?
Das Schöne ist, dass Menschen in Berufen wie meinem sehr unterschiedliche Hintergründe haben. Ich habe Angewandte Psychologie und Human Factors Engineering studiert, was mir hilft, zu verstehen, wie Menschen denken, lernen und wahrnehmen. So kann ich Systeme gestalten, die dazu passen, wie Menschen handeln, nicht umgekehrt. Ich bin kein Programmierer, aber ich muss ein Basisverständnis von Technologie haben, damit ich mit den Menschen zusammenarbeiten kann, die programmieren.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Einen Großteil meiner Zeit verbringe ich damit, mich mit Einzelpersonen und Produktteams aus dem gesamten Unternehmen zu treffen, um über die neuen Funktionen zu reflektieren, die sie entwickeln. Salesforce kann weder Daten unserer Kunden noch deren Modelle sehen. Deshalb arbeiten wir eng zusammen, um Funktionen zu schaffen, die es unseren Kunden ermöglichen, ihre Daten besser zu verstehen und Entscheidungen zu treffen, die Fairness und Genauigkeit erhöhen. Außerdem arbeite ich mit Analysten für Kaufverhalten und Designern unserer Benutzeroberfläche zusammen, damit die Benutzeroberfläche transparent und fair ist. Darüber hinaus bin ich mit unseren Autoren in Kontakt, die Trailhead-Fortbildungsinhalte erstellen, und mit Anwälten, um die Nuancen unserer Nutzungsrichtlinien für unsere Plattform zu gestalten. Als Teil der Aufklärung spreche ich mit unseren Kunden über verantwortungsvolle KI-Praktiken, schreibe Blog-Posts oder halte Vorträge und nehme an Workshops mit Menschen aus der KI- und Ethik-Community teil, um unsere Erfahrungen zu teilen und im Gegenzug von ihren Erkenntnissen zu lernen. Es handelt sich ja um ein sehr neues, sich ständig weiterentwickelndes Feld.
Jeder Tag bietet eine neue Herausforderung
Was gefällt Ihnen an ihrem Job am besten?
Dass ich mit mit so vielen Menschen im gesamten Unternehmen zusammenarbeite, die sich alle für dieses Thema interessieren. Jede Woche bekomme ich mindestens eine E-Mail von Menschen, die ich noch nie getroffen habe, in der steht, dass sie oder er einen meiner Vorträge gesehen oder etwas gelesen hat, das ein Kollege geteilt hat, und jetzt fragen, wie sie mitwirken können. Jeder Tag bietet eine neue Herausforderung.
KI gilt als der Jobkiller der Zukunft. Fühlen Sie sich dafür mitverantwortlich?
Einige Arbeitsplätze werden in fünf Jahren nicht mehr existieren oder zumindest nicht so aussehen, wie sie es heute tun. Dafür werden viele andere neue Jobs entstehen – wie meiner auch –, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Sowohl die Privatwirtschaft als auch Regierungen kommt eine wichtige Rolle dabei zu, die Gesellschaft auf diese Veränderungen vorzubereiten. Es sind nicht alles Veränderungen zum Schlechten, aber es ist auch wichtig, dass wir uns jetzt auf die Umstellungen in der Finanzierung von Staaten vorbereiten – und wie Regulierungen zukünftig aussehen. Die Umschulung der Arbeitskräfte für neue Arbeitsplätze ist etwas, mit dem sowohl Regierungen als auch private Unternehmen allen helfen können. Wir müssen besonders darüber nachdenken, wie wir den Menschen in Gegenden helfen können, in denen eine große Zahl von Arbeitsplätzen verloren gehen kann und diese nicht unbedingt durch die neuen Arbeitsplätze ersetzt werden. Das ist eine komplexe Herausforderung, der wir uns als Gesellschaft in den nächsten fünf Jahren stellen müssen, und es gibt kein Wundermittel, also müssen wir gemeinsam daran arbeiten.
Dieses Interview ist im Rahmen der KI-Ausgabe von Clutch entstanden, für die wir verschiedene Frauen mit KI-Job porträtiert haben, den es ohne die Technologie nicht geben würde. Das Heft lässt sich hier bestellen. Sie zahlen nur so viel, wie Ihnen das Magazin wert ist.
(Beitragsbild: Salesforce)