Computer Vision-Experte MoonVision: „Wir zeigen, wie man auch außerhalb des Silicon Valley Standards in AI setzt“

Kluge Köpfe müssen nicht zwangsläufig im Silicon Valley sein, um echte Innovationen hinzubekommen. Manchmal tut es auch das Oktoberfest. So geschehen bei der Essensausgabe eines Wiesn-Zeltes im Jahr 2017.

Eine neue KI-Lösung erfasste erstmals automatisch alle Speisen, die von den Kellnern in das Festzelt getragen wurden. Auch wenn sich jedes Gericht – nur in Nuancen – von anderen unterschied, konnte die Kamera und die dahinterliegende sehende künstliche Intelligenz die Speise benennen, zuordnen und mit den Bestellungen abgleichen. Ein Job, der bislang von einem Controller übernommen wurde. Es geht dabei um viel Geld und die Frage, ob die Bedienungen immer die richtigen Gerichte einbongen und auch wirklich die entsprechen Speisen zu den Gästen bringen und abkassieren.

Ein echter Innovationssprung im Bereich der Computer-Vision-Technologie

Hört sich erst einmal nach keiner großen Sache und einer Wiesenspinnerei an, ist im Bereich der Computer-Vision-Technologie aber ein echter Innovationssprung gewesen. Verantwortlich dafür war das Start-up MoonVision. Das entsprechende Video, entwickelte sich gar zu einem kleinen YouTube-Hit.

Dieselbe Technik, die nämlich eine Haxe mit Knödeln von einer Bretzn oder einem Hendl unterscheiden konnte, wird heute unter anderem in der Qualitätskontrolle der Automobilindustrie eingesetzt. So lässt sich die KI mittlerweile darauf trainieren, dass sie Schweißnähte oder Lackierungen verlässlicher auf kleinste Fehler untersucht als es Mitarbeiter können.

„Bei vielen Industrieunternehmen übernehmen spezialisierte Mitarbeiter derzeit noch die Qualitätskontrolle. Sie sitzen vor Computerbildschirmen und betrachten hochkonzentriert Spezialaufnahmen von Oberflächen“, erklärt Matthias Moldaschl, CEO von MoonVision. „Diese Aufgabe verlangt eine derart hohe Konzentration, dass selbst Experten das nicht für viele Stunden am Stück hinbekommen. Anders unsere KI.“

Algorithmen kennen keinen Schichtbetrieb, keine Fehlzeiten und Engpässe

Denn die Algorithmen kennen keinen Schichtbetrieb, keine Fehlzeiten und Engpässe. Sie vergleichen immer wieder mit der gleichen Präzision, die von normalen Industriekameras gemachten Bildern. „Wenn eine Kamera etwas einfangen kann, dann kann es auch unsere KI entdecken“, erklärt COO Kamil Kula.

Dem Start-up aus Wien ist mit seinem Produkt ein echter Innovationsschub gelungen. Dabei wird im Bereich der Computer Vision schon seit Jahrzehnten mit Hilfe von visueller Objekterkennung versucht, dass Qualitätsmanagement zu verbessern. MoonVision schafft dies nun mithilfe von künstlicher Intelligenz. 

So hoch technisiert das heutige Produkt daherkommt, so typisch war die Entstehungsgeschichte von MoonVision – zumindest in Start-up-Verhältnissen. Die Geburtsstunde liegt nämlich bei einem Audi-Hackathon im Jahr 2017. Die MoonVision-Gründer gewannen für ihre Idee eine Rennwagenfahrt und lernten so den Oktoberfestwirt kennen, der von der KI-Lösung so begeistert war, dass er nicht nur sofort beim jungen Unternehmen einstieg, sondern die Software gleich auch auf den Wiesn einsetzte. Den Rest der Story kennen Sie ja schon.

Alle Zeichen stehen auf Wachstum

Für das kommende Jahr hat sich das Unternehmen vorgenommen, kräftig zu wachsen und die eigene Erfolgsgeschichte zu forcieren. Dafür verpflichteten die Wiener erst einmal Matthias Moldaschl als neuen CEO. Der 37-Jährige ist ein echter Experte, wenn es darum geht, junge Unternehmen schnell und effektiv groß zu machen. Er wechselte gerade vom E-Mobility-Start-up has·to·be GmbH, an dessen Aufbau und dem Einstieg von Volkswagen er maßgeblich beteiligt war.

„Mein Herz schlägt für nachhaltige lebensverändernde Innovationen. Neben der Elektromobilität faszinieren mich gerade die vielen Anwendungsgebiete von Computer Vision schon lange. Und hier hat MoonVision derzeit klar die besten Karten. Wir werden zeigen, wie man auch außerhalb des Silicon Valley Standards in AI setzt“, kommentiert Matthias Moldaschl.

Zusammen mit COO und Co-Geschäftsführer Kamil Kula will der 37-Jährige MoonVision noch stärker auf Wachstum trimmen. Dabei konzentriert sich das Start-up erst einmal auf Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie auf die Industriesegmente Automotive und Manufacturing. Schon heute arbeiten die Wiener mit internationalen Kunden wie Audi, Webasto oder Motherson zusammen. Die wichtigsten Produkte sind dabei eine Assambly Control für den Fertigungsprozess, einen Surface Scanner für die Oberflächenkontrolle und ein Logistic-Control für die Identifikation von Objekten.

Bei ihrem Plan, das Start-up kräftig und nachhaltig zu entwickeln, dürfte die Macher zusätzlich von der politischen und wirtschaftlichen Großwetterlage profitieren. Denn bislang band die Sichtkontrolle im Qualitätsmanagement immer viele Mitarbeiter-Ressourcen. In Zeiten einer sich abkühlenden Konjunktor und einem immer härteren Kampf um Arbeitskräfte, könnte MoonVision die Unternehmer nachhaltig entlasten. „Die von uns entwickelte KI automatisiert diesen Prozess nun. Sie leistet so ihren Beitrag zur Steigerung der Effektivität eines Unternehmens und hilft zudem, das Problem des Fachkräftemangels zu lösen.“

Beitragsbild: MoonVision GmbH

Clutch-Redaktion