Gebrauchte Smartphones gegen Elektroschrott: Back Market will „die Welt ein wenig besser machen“

Die Gründer von Back Market: Quentin Le Brouster, Thibaud Hug de Larauze und Vianney Vaute (v.l.) (Bildcredit: Back Market).

Es gibt Weltverbesserer und es gibt Weltverbesserer. Die einen arbeiten an kühnen Plänen, kriegen bei der Realisierung jedoch kalte Füße. Andere wiederum haben eine Idee und setzen diese dann konsequent um. Wie die Gründer von Back Market.

Drei Franzosen riefen 2014 die Company ins Leben, dessen Name in diesem Fall Programm ist. Back Market, also zurück auf den Markt. Die Firma bezeichnet sich selbst als „grüne E-Commerce-Plattform“, verkauft auf ihrem Online-Marktplatz ausschließlich wiederaufbereitete Elektroprodukte. Vom Smartphone über Computer und Entertainment-Artikel bis hin zu Haushaltsgeräten.

Back Market ist kein Unternehmen wie jedes andere. „Wir sind mehr als nur eine Firma, dahinter steckt ein Plan“, erläutern die drei Gründer Thibaud Hug de Larauze, Quentin Le Brouster und Vianney Vaute ihre Philosophie. Man nimmt es ihnen ab, wenn sie sagen: „Wir wollen die Welt ein wenig besser machen.“

„Wir sehen uns als Antreiber der Kreislaufwirtschaft“

CCO Vianney Vaute: „Wir sehen uns als Antreiber der Kreislaufwirtschaft und wollen so einen entscheidenden Beitrag zu einem grundlegenden Mentalitätswechsel leisten und gleichzeitig Elektroschrott reduzieren.“ Er hat auch Zahlen parat. „Jährlich fallen auf dieser Welt 74 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Das wenigste davon wird recycelt. Der meiste Schrott landet auf illegalen Mülldeponien in der Dritten Welt, wo er an Natur und Mensch großen Schaden anrichtet.“

CEO-Kollege Thibaud Hug de Larauze erklärte gegenüber der Welt: „Es ergibt einfach keinen Sinn, Rohstoffe zu fördern, sie nur einmal zu benutzen und die Produkte dann wegzuwerfen.“ Das führt uns zur großen Frage: Wie können wir Tech-Geräte sauber machen? Antwort: Indem wir sie wiederverwenden und so erneut in den Kreislauf bringen. Der Glaube an eine sauberere Welt treibt die Gründer von Back Market jeden Tag aufs Neue an.

Aktuelle Zahlen aus Deutschland dürfte das Back-Market-Team in ihrer Mission bestätigen. So kam eine Hochrechnung des Digitalverbandes Bitkom gerade zu dem Ergebnis, dass die Deutschen rund 199,3 Millionen alte Smartphones oder Handys horten. Im Schnitt hat also hierzulande jeder Deutsche, ob Baby, Student oder Rentner, über zwei alte Geräte in der Schublade liegen.

„In den seltensten Fällen werden Smartphones wegen eines Defekts ersetzt. Viele Menschen kaufen sich ein neues Smartphone, um verbesserte und erweiterte Funktionen zu nutzen, und heben ihr altes Gerät für den Fall der Fälle auf“, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder die eigene Untersuchung. „Die Altgeräte enthalten eine Vielzahl an wertvollen Materialien, darunter hochwertige Rohstoffe und seltene Erden, deren Förderung energie- und ressourcenintensiv ist. Umso wichtiger ist es, dass ungenutzte Geräte möglichst wiederverwendet oder fachgerecht verwertet werden.“

Diese Aussagen würden Hug de Larauze, Le Brouster und Vaute wohl sofort unterschreiben.

Back Market ist nach eigenen Angaben europäischer Marktführer beim Verkauf gebrauchter Elektronik- und Elektrogeräte. Das Unternehmen arbeitet mit rund 1000 Händlern und zertifizierten Werkstätten zusammen, wo die gebrauchten Tech-Geräte aufbereitet und für den Verkauf fertig gemacht werden. Dabei achten die Franzosen auf höchste Qualität.

Für jedes gekaufte Produkt gibt es 36 Monate Garantie und 14 Tage Rückgaberecht. Für das gute Gewissen listet Back Market für den Käufer die Ersparnis des eingesparten Elektroschrotts gleich mit. Wer sich auf der Homepage zum Beispiel ein MacBook Pro 13 Retina (940,00 Euro) aussucht, spart 3480 g Elektroschrott ein. Beim Kauf eines Handys sind es durchschnittlich 145 g. Insgesamt wurden seit Gründung der Firma auf diese Weise 1600 Tonnen Elektroschrott eingespart. Das ist das Gewicht von rund 1500 VW-Golfe.

Das französische Unternehmen ist momentan in acht Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Vereinigtes Königreich, Österreich, Belgien und den USA) vertreten und beschäftigt an seinen Standorten Paris (Headquarter), Bordeaux und New York 250 Mitarbeiter.

Neuer Standort in Deutschland

In Deutschland verkaufte die grüne E-Commerce-Plattform im vergangenen Jahr rund 120.000 Geräte. Viermal mehr als 2018. Thibaud Hug de Larauze: „Wir erzielen in Deutschland die höchsten Wachstumsraten.“ Deshalb will Back Market jetzt auch einen deutschen Standort. In der engeren Auswahl stehen die Städte München, Berlin und Frankfurt am Main. Der CEO: „Wir wollen in Deutschland auch einige Arbeitsplätze schaffen.“

Dafür plant Back Market eine großangelegte Werbekampagne, will dafür 15 Millionen Euro ausgeben. Geplant ist es, mit Plakaten, TV-Spots und Kampagnen in den sozialen Medien das Wachstum auf dem deutschen Markt zu beschleunigen.

Thibaud Hug de Larauze, Quentin Le Brouster und Vianney Vaute hoffen, dass sie ihre Idee von der Kreislaufwirtschaft noch intensiver in den Köpfen der Deutschen verankern können. Ganz nach ihrem Motto: „Make used devices great again“.

Zahlen zum Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

  • Im Durchschnitt nutzt ein Europäer sein Smartphone 16,5 Monate lang, während es bei guter Funktionsfähigkeit leicht fünf Jahre halten könnte. Jeder Europäer könnte also in zehn Jahren fünf Telefone retten.
  • In Deutschland werden jedes Jahr 25 Millionen Mobiltelefone gekauft.
  • Ein Telefon besteht in der Regel zu 50 Prozent aus Kunststoff und aus 70 Arten von Edelmetallen. 
  • 7 Prozent des weltweiten Goldes sind im Elektroschrott enthalten.
  • 350.000 Mobiltelefone werden nach Angaben der US-Umweltschutzbehörde jeden Tag weggeworfen. Und 70 Prozent von ihnen landen auf Deponien auf der anderen Seite der Welt, wo sie keine Chance haben, recycelt zu werden.
  • Für die Produktion eines Smartphones werden mehr als zehn Liter Wasser benötigt und man produziert 55 Kilo CO2. Das ist so viel Emission, wie ein Haushalt in zwei Tagen verbraucht.

Beitragsbild: Back Market

Hinweis in eigener Sache: Back Market ist Kunde der PR-Agentur Frau Wenk, deren Geschäftsführerin Andrea Buzzi auch Herausgeberin von Clutch ist. 

Clutch-Redaktion