Mollie: Für KMUs das Musketier unter den Payment-Anbietern

Wer einen Online-Shop eröffnen will, muss viele Entscheidungen treffen: Auf welches Shopsystem will man setzen oder welcher Logistik-Partner soll die Pakete transportieren? Früher oder später stellt sich zudem die Frage, welche Zahlungsmittel den Kunden zur Verfügung stehen sollen? Klar, Lastschrift wäre gut, Kreditkarte, Paypal – aber vielleicht auch Kauf auf Rechnung mit Klarna oder Apple Pay. Das Problem: Jeder Zahlungsanbieter verlangt in der Regel einen eigenen Vertrag. Deswegen gibt es Zahlungsdienstleister wie Mollie, die diesen Entscheidungsprozess vereinfachen. Das Prinzip klingt wie bei drei Musketieren und ist auch so gemeint: Einer für alle. Sprich: Ein Anbieter für alle Bezahlarten.

Vom Kinderzimmer zum Selfmade-Man

Gegründet wurde Mollie von dem Niederländer Adriaan Mol oder wie ihn seine Freunde nennen: Mollie. Sein LinkedIn-Profil spricht Bände. Dort heißt es: Do. Or do not. There is no try. Zu deutsch: Mach es. Oder lass es. Es gibt keinen Versuch. Bereits als Jugendlicher begeistert er sich für die Themen Coding und Programmieren. Mit 15 Jahren entwickelt er eine IOS-Version des Spieleklassikers Snake. Sein „MacSnake“ ist damals im Appshop kostenlos verfügbar, doch bei jedem Download lässt Adriaan ein Fenster aufploppen, in dem der nach einer kleinen Spende als Wertschätzung fragt. Kleiner Hinweis des Schülers: Mit dem Geld wolle er sich Pizza kaufen. Das erste Geld in der Karriere des späteren Unternehmers ist gemacht und eine Leidenschaft entbrannt: Zahlmodelle im Internet entwickeln. 

Zwei Jahre später, als 17jähriger, gründet Mol sein erstes Unternehmen: NovaHost, eine Hosting-Agentur für Webseiten. Nur kurze Zeit später verkauft er diese gewinnbringend an eine große kanadische Softwarefirma. 2004, mit 18 Jahren, gründet der junge Niederländer zusammen mit einem anderen Entwickler schließlich Mollie. Die erste Idee: Mit Mikropayments per SMS sollen Nutzer Onlinespiele und Klingeltöne bezahlen können. Eine Ausbildung oder ein Studium macht Mol nicht – Programmieren und erfolgreiche Unternehmen aufbauen kann er auch ohne. Auch Mollie läuft gut an, doch Mol merkt schnell: Die Integration seines Bezahlplattform ist nicht einfach genug, auch die Preisfindung für die Kunden ist noch nicht so intuitiv wie er es gerne hätte. Er stößt einen Teil der Firma ab und konzentriert sich jetzt nur noch auf das Wesentliche: Nämlich kleinen und mittelständischen Unternehmen möglichst einfach Prozesse und Lösungen beim Thema Bezahlen an die Hand geben. „Sein Gedanke war immer: Es gibt im Internet so viele Hürden. Als Entwickler kann ich die lösen, aber wie machen das diejenigen, die nicht programmieren können?“, erzählt Kristina Schmitz, Marketing Manager von Mollie. Und weiter: „Wir alle glauben fest daran, dass jeder mit den richtigen Tools erfolgreich sein kann – aber dafür müssen diese einfach sein. Die Technik sollte für den Unternehmer arbeiten, nicht andersherum.“ 

Programmierer sind die neuen Influencer

In den sowieso Online- und E-Commerce-affinen Niederlanden und in Belgien spricht sich Mollie schnell herum – bis 2016 sogar ganz ohne professionelles Marketing und ohne Vertrieb. Die Treiber sind: Programmierer und Entwickler. Sie staunen über die einfache technische Anbindung und das klare Interface von Mollie und erzählen via Mund-zu-Mund-Propaganda ihren Kollegen davon – so etwas gab es bis dahin nicht.

Alle gewünschten Anbieter auf Knopfdruck

Auch viele Onlinehändler sind begeistert – vom kleinen Waschsalon bis hin zu Restaurants von L’Osteria, dem Modelabel Drykorn oder selbst die Unicef. Die Anbieter brauchen erst einmal ein Shopsystem wie Shopware, WooCommerce oder Shopify. Anschließend erstellen die Nutzer in wenigen Schritten einen Account bei Mollie. Es reichen allein die Angaben wie Name, Email-Adresse, Rechtsform des Shops, usw. Die Händler können neben den gängigen Zahlungsmöglichkeiten auch die lokalen Bezahlmethoden aus dem europäischen Ausland auswählen. „Das ist deswegen wichtig, weil jemand aus Deutschland nicht zwingend mit Paypal im Ausland zahlen kann. In den Niederlanden benutzen zum Beispiel kaum Menschen Paypal, sondern zu über 60 Prozent iDEAL – was man wiederum in Deutschland nicht so gut kennt“, erklärt Kristina Schmitz. Nach der Registrierung und Prüfung durch Mollie können die Händler sofort Zahlungen empfangen. Voraussetzung ist die technische Anbindung durch Plugins für alle gängigen Shopsysteme oder die Mollie API für eigens gebaute Systeme. Die Integration ist so konzipiert, dass sie Anwender auch ohne technisches Wissen selbstständig umsetzen können. Im Dashboard können sie jederzeit alle Bezahlmethoden und Transaktionsvorgänge einsehen. Eine Vertragslaufzeit gibt es bewusst nicht. „Stabilität steht bei uns an oberster Stelle“, betont Schmitz. Denn Fehler bei Zahlungseingängen seien der absolute Albtraum. „Unsere Expertise liegt in der Technik und der Weiterentwicklung von neuen Lösungen. Daraus entsteht alles weitere – auch Vertrauen.“ Server und Service von Mollie sind übrigens in Europa.

Im Sweatshirt zum Erfolg

Der Bereich Finanzen und Bezahlung wandelt sich derzeit wahnsinnig schnell. Viele sogenannte FinTech-Unternehmen strömen auf den Markt. Für viele ist es eine Herausforderung, mit den neuesten Entwicklungen mitzugehen, weil ständig ein neuer Trend oder ein neuer Bezahlanbieter aufploppt. Mollie hält Schritt und ist in den letzten Jahren stark gewachsen, das Transaktionsvolumen in Deutschland allein um 1000 Prozent. Das Unternehmen hat heute 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Niederlassungen in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Deutschland. Das Unternehmen zählt europaweit 110.000 Kunden. Der Eintritt in den britischen Markt ist bereits geplant. Dabei präsentieren sich die Niederländer ganz gemäß ihres Mottos „Be loved, be authentic, be bold“ immer nahbar, locker und sympathisch im Sweatshirt – und nicht wie klassische Banker im Anzug. Das sorge manchmal für irritierte Blicke bei Kongressen, lacht Kristina Schmitz. „Doch spätestens, wenn sie unser Produkt sehen, nehmen sie uns ernst. Wir sind so was wie die New Kids on the Block im Payment-Bereich.“

Hinweis in eigener Sache: Mollie ist Kunde der PR-Agentur Frau Wenk, deren Geschäftsführerin Andrea Buzzi auch Herausgeberin von Clutch ist.

Clutch-Redaktion