Kann ein Coin die Spendenwelt transparenter machen und sie so revolutionieren? Klingt surreal, könnte dank der besonderen Infrastruktur der Blockchain aber schon bald Realität sein. Auf der Blockchance 2018 präsentierte Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. seine Kooperation mit Blockchain Solutions, die genau dieses Versprechen einlösen will. Gelingt diese neue Form des digitalen Spendens, besteht wohl tatsächlich die potentielle Kraft die gesamte NGO-Welt nachhaltig zu verändern. Die Spender wüssten dann wirklich, wo und wie viel ihrer Gelder bei welchen Projekten ankommen.
Wie funktioniert die Spendenwelt?
In der Spendenwelt hat schon heute Transparenz oberste Priorität – eigentlich. Doch viele Skandale der letzten Jahre (Korruption, Unterschlagung etc.) beweisen immer Mal wieder auch das Gegenteil. Tatsächlich verwenden die großen Nichtregierungsorganisationen nicht zu vernachlässigende Teile der von ihnen und vielen Freiwilligen eingesammelten Gelder für ihre Verwaltungsapparate.
Zu Recht wollen die Spender heute wissen: Wie viel der abgegebenen Spende kommt tatsächlich bei dem Projekt an? Wie werden die Büros der NGOs in gehobenen Stadtteilen finanziert?
Die Blockchain und ihre Infrastruktur
Eine Blockchain zeichnet sich durch eine besondere Infrastruktur aus. Informationen werden in aufeinander aufbauenden Blöcken dezentral auf verschiedenen Rechnern gespeichert. Mit sogenannten Hashes werden sie nummeriert und miteinander verknüpft, sodass sie rückwirkend nicht veränderbar sind. Aufgrund von diesem Aspekt gilt sie als besonders sicher. In der Logistik wird die Blockchain bei der Nachverfolgung von Waren angewendet. Mit smart contracts lassen sich Transaktionen erfassen und verifizieren. Dieses Verfahren lässt sich auf viele weitere Anwendungsbereiche (wie Banktransaktionen) übertragen – und bald auch auf den Spendenvorgang. Viva con Agua und Blockchain Solutions haben dieses Potential erkannt und auf der Blockchance ihre Idee vorgestellt.
Viva con Agua und Konventionen
Viva con Agua war schon vieles. Konventionell gehört eher nicht dazu. Viva con Agua trifft man nämlich nicht mit Ständen in der Innenstadt, mit Werbern, die nach Provision bezahlt werden. Viva con Agua trifft man bechersammelnd mit einer farbenfrohen Mülltonne und Fahnen auf Konzerten und Festivals, bei denen sie in Kooperation mit den Veranstaltern den Becherpfand spenden. Die Devise lautet stets: Einfach mal ausprobieren. Dabei wird immer darauf geachtet, dass alle Beteiligten etwas davon haben. Wie kostenfreien Eintritt zum Konzert als Bechersammler. Nicht unbegründet bezeichnet sich Viva con Agua daher selbst als „All-Profit“-Organisation.
Blockchain Solutions und der Watercoin
Wie bei vielen unkonventionellen Projekten zuvor, startet Viva con Agua auch diesmal nach dem „Lass es einfach mal ausprobieren“-Prinzip. Der Kooperationspartner bei dem Projekt Watercoin: Blockchain Solutions. Das Unternehmen unterstützt Firmen bei der Implementierung der Blockchain, um interne Abwicklungsprozesse zu optimieren. Als soziales Projekt entstand dabei der sogenannte Watercoin. Der Coin wird auf einer Ethereum-Blockchain gespeichert und gehandelt. Geplant ist, die Payments über SIM-Provider abzuwickeln. So kann ein Handybesitzer über seine Ethereum-Wallet seine Spende in Form von Coins an das entsprechende Projekt direkt und verschlüsselt übermitteln. Konkret bedeutet das bei dem Watercoin, dass die Währung direkt bei einem Brunnenbauer ankommt. Der Spender weiß dank der Transparenz der Blockchain-Infrastruktur genau, wo und dass seine Spende ankommt. Ein Mittelsmann wird überflüssig.
Viva con Agua und Blockchain Solutions bieten so die einzigartige Möglichkeit seine Spende aktiv nachzuverfolgen. Die Kombination des Spendenvorgangs und der Blockchain wird Unterschlagung erheblich erschweren und den Nutzern die Transparenz bieten, die sie fordern. Der Watercoin soll noch in diesem Jahr starten. Die Zeit drängt, denn Mitte November beginnt die Haupt-Spendensaison.
Diesen Artikel schrieb Saskia Jaeschke.
(Beitragsbild: Agentur Frau Wenk)