So gestaltet man Digitalisierung nachhaltig

nachhaltig.digital carl-ernst Müller

clutch-logo-grün-freigestellt-klein-taglineDie öffentliche Debatte um die Digitalisierung wird teils euphorisch geführt, teils ist sie von Ängsten begleitet: technischer – und wirtschaftlicher – Optimismus auf der einen Seite, Sorge um mangelnden Datenschutz oder den Verlust von Arbeitsplätzen auf der anderen. Aber es geht darum, die Digitalisierung, die nicht mehr aufzuhalten ist, nachhaltig zu gestalten. Wir haben mit Carl-Ernst Müller gesprochen. Er ist Koordinator der Kompetenzplattform nachhaltig.digital, die sich für Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand einsetzt.

Seit wann gibt es nachhaltig.digital und mit welchem Ziel?

Müller: Die Kompetenzplattform nachhaltig.digital startete Anfang 2018 als Gemeinschaftsprojekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.), um dem Mittelstand und seinen Partnern eine Plattform zur Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken des digitalen Wandels zu bieten. Das Ziel ist, die Transformation so zu gestalten, dass die Digitalisierung zum besten Instrument für eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft wird.

Was genau tut nachhaltig.digital dafür?

Müller: Nachhaltig.digital will einen Dialog zwischen Menschen anregen, um gemeinsam der enormen Dynamik der Digitalisierung einen Sinn zu geben. Dafür werden wir die Digitalisierung konstruktiv-kritisch hinterfragen. Nicht nur technisch und ökonomisch, wie die meisten anderen Plattformen, sondern auch ökologisch, sozial, ethisch und kulturell. Es ist das gemeinsame Anliegen von B.A.U.M. als Unternehmensnetzwerk für Nachhaltigkeit und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), auf diese Weise Nachhaltigkeitsaspekte in die Debatte um die Digitalisierung zu bringen.

Wie thematisieren Sie die Risiken, die die Digitalisierung mit sich bringt?

Müller: Ohne Frage kann es zu Folgen der Digitalisierung kommen, die wir so nicht abschätzen können und die möglicherweise auch gesellschaftlich nicht gewollt sind. Folgen, die die Gesellschaft dann aufzufangen hat. Daher möchten wir gesellschaftliche und ökologische Risiken mit frühzeitigen Diskussionen adressieren und umschiffen helfen. Auf der anderen Seite bietet der digitale Wandel große Potenziale für die Nachhaltigkeit, wenn zum Beispiel durch digitale Technologien Ressourcen und Energie gespart werden können – solange dieser Nutzen nicht durch zusätzliche Aufwendungen aufgezehrt wird. Die Zukunft liegt unseres Erachtens in der Schnittmenge dieser beiden Entwicklungen.

An wen richtet sich nachhaltig.digital?

Müller: Wir blicken insbesondere auf kleine und mittlere Unternehmen, die als Impulsgeber für Innovationen ein Teil der Lösung der anstehenden Herausforderungen sind. Daneben sind auch die Geschäftspartner des Mittelstands sowie Politik, Wissenschaft und Medien wichtige Gesprächspartner für uns. Wie lassen sich die digitalen Änderungs- und Innovationsprozesse nutzen, um Unternehmen nachhaltiger auszurichten? Das wollen wir anhand von Erfolgsgeschichten zeigen und damit andere Unternehmen inspirieren, Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsstrategien zusammen zu denken und umzusetzen. Gleichzeitig wollen wir dem Mittelstand Unterstützung bieten, nachhaltig-digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Plattform gibt virtuell auf der Website und auch live vor Ort bei Veranstaltungen dem Mittelstand die Möglichkeit, sich zu vernetzen und zu informieren. Wir wollen mit dem Projekt die Entwicklung von Kompetenzen unterstützen.

Wie genau sehen Informationsangebote von Ihnen aus?

Müller: Beispielsweise haben wir Ende März 2018 ein Side-Event auf dem Online Marketing Rockstars Festival in Hamburg veranstaltet. Über eine Pitch-Runde mit Start-ups haben wir Menschen zum Thema Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammengebracht. Die Geschäftsideen der Start-ups zeigten, wie vielfältig digitale Anwendungen zugunsten von Nachhaltigkeit wirken können. Sie reichten von Vernetzung zur Förderung regionaler Wirtschaft bis hin zur Teilhabe, zum Beispiel von schwerkranken Kindern am Alltag ihrer Altersgenossen. Auch Optimierungen im Umweltbereich beim Recycling oder zur Überwachung der Luftqualität wurden präsentiert. Solche innovativen, nachhaltig-digitalen Geschäftsideen will die Plattform fördern.

Wie sind Sie personell und organisatorisch aufgestellt?

Müller: Um seine Ziele zu erreichen, ist nachhaltig.digital mit einem interdisziplinären Projekt- und Kommunikationsbüro ausgestattet, das mit fünf Köpfen an zwei Standorten in Hamburg und Osnabrück aktiv ist. Die DBU und B.A.U.M. sind gemeinsame Träger der Kompetenzplattform, so dass wir auf Inhalte und Akteure aus zahlreichen vorbereitenden Forschungs- und Förderprojekten der DBU sowie Veranstaltungen und Kontakte von DBU und B.A.U.M. zurückgreifen können. Neue Partner sind im Projekt ausdrücklich willkommen, um gemeinsam nach Antworten zu diesen Zukunftsfragen suchen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Müller.

Event-Einladung: Projektauftakt-Veranstaltung von nachhaltig.digital am 15. Mai 2018 in Bonn

Wer sich noch tiefer über nachhaltig.digital informieren oder dafür engagieren möchte, dem sei die offizielle Projektauftakt-Veranstaltung am 15. Mai im Gebäude der Deutschen Telekom in Bonn ans Herz gelegt. Gemeinsam mit führenden Experten und Praktikern werden in konkreten Anwendungsfeldern innovative Lösungsansätze für eine nachhaltig-digitale Entwicklung diskutiert. Weitere Informationen und Anmeldung: https://nachhaltig.digital/auftakt. Ein Ticket kostet für Nichtmitglieder 199 Euro. Anmeldung ist bis zum 7. Mai möglich.

Clutch ist Medienpartner der Veranstaltung. Also gern Ausschau nach unserem grünen Magazin halten.

(Beitragsbild: nachhaltig.digital (Montage))

Clutch-Redaktion