Vor 20 Jahren begann die Erfolgsgeschichte von Google in Mountain View, Kalifornien. Einer, der beinahe von Anfang an mit dabei war, ist Holger Meyer. Meyer war erster Deutschland-Chef von Google. Wie er vom riesigen Tech-Konzern zur überschaubaren Volksbank Raiffeisenbank Itzehoe kam, berichtet er in Clutch.
Es ist rund 18 Jahre her, dass ein hochgewachsener Blonder aus dem kühlen Norden nach Mountain View in Kalifornien flog und dort zum ersten Deutschland-Chef von Google ernannt wurde. Sein Name: Holger Meyer (48).
Zurück in Hamburg baute er Google Deutschland auf. Sechseinhalb Jahre lang hat er den Job als Google-Mitarbeiter Nummer eins gemacht, das Unternehmen in der DACH-Region groß gemacht und „mehr in Flugzeugen als im Hamburger Office oder zu Hause bei Frau und Kindern verbracht“, sagt Holger Meyer und schenkt sich eine zweite Tasse Kaffee in seinem Büro ein. Eine tolle, eine aufregende Zeit sei es gewesen. Doch auch diese Zeit zu Ende gegangen, zumindest für Meyer, der sich nach Google die Zeit für ein Sabbatical nahm, bevor er wieder in den Arbeitsmarkt einstieg. Nach einem Zwischenstopp bei der Reichweitenagentur Testroom in Hamburg ist er jetzt bei der Volksbank Raiffeisenbank Itzehoe, Kreis Steinburg, gelandet. Sein erster Arbeitsplatz vor der eigenen Haustür in seiner 25-jährigen Karriere.
Meyer treibt in seiner Heimat die digitale Transformation voran
Was der Chief Digital Officer in der Wirtschaft ist, nennt sich im Bankendeutsch ‚Bereichsleiter Digitale Transformation‘. Und genau das ist Meyers neue Aufgabe bei der Genossenschaftsbank im Kreis Steinburg mit 20 Filialen und 180 Mitarbeitern. Meyer betrat damit ein Feld, das man für Banken im besten Bundeskanzlerinnendeutsch als „Neuland“ bezeichnen kann. Das Thema Digitalisierung ist nämlich bei Banken, egal welcher Größenordnung, viele Jahre lang schlichtweg verschlampt worden. Nun endlich haben die Geldinstitute angefangen, um ihre Kunden zu kämpfen, denn die Zeiten, in denen man ein Leben lang einer Bank treu bleibt, sind passé. „Das klassische Bankmuster mit Schalterstunden von 9 bis 17 Uhr und einem freien Bankennachmittag ist nicht mehr haltbar“, sagt Meyer. Die Kunden hätten ein 24/7-Nutzungsverhalten. „Auf dem Sofa werden, während der Tatort läuft, Immobilien recherchiert, Überweisungen getätigt oder Bankangebote eingeholt“, weiß der Digitalexperte. Jeder dritte Verbraucher geht gar nicht in die Filiale (Bitkom, 2018).
Als Genossenschaftsbank ist die Volksbank Raiffeisenbank Itzehoe autark. Der Vorstand im Kreis Steinburg hat beschlossen, das erfolgreiche Bankgeschäft konkret auf die digitale Ebene zu heben. Um keine halben Sachen zu machen, wurde die Stelle des Bereichsleiters Digitale Transformation geschaffen. Damit setzten die Itzehoer ein Zeichen. Nicht nur, dass sie sich Holger Meyer für die Aufgabe ins Haus geholt haben. Die Tatsache, dass diese Position überhaupt geschaffen wurde, spricht Bände. Denn bislang haben nur zwei Prozent der großen Unternehmen in Deutschland die Position des Chief Digital Officer eingerichtet (Bitkom, 2016). Bei kleineren Unternehmen gibt es diese Funktion überhaupt nicht.
Google gehört für ihn heute zur Konkurrenz
Noch steht Holger Meyer ganz am Anfang. Er hat viele Ideen, die Wege zum Vorstand sind kurz und das Projektteam rund um die digitale Transformation ist hochmotiviert. Zusätzlich ist Meyer seit vielen Jahren im Wirtschaftskreis Steinburg 2030 engagiert, um zu zeigen, dass in der Region etwas los ist. So findet zum Beispiel im zehn Kilometer entfernten Dorf Wacken jährlich das „Wacken Open Air“ statt. Mit 70.000 Besuchern das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. Dennoch darf man bei aller Regionalität, die in einem Kreis wie Steinburg ein klarer Wettbewerbsvorteil ist, nicht übersehen: Alle Banken bekommen Konkurrenz. Von guten Bekannten namens Apple und Google. Im Testmarkt Schweiz startete Apple im Juni 2016 mit der eigenen Bezahl-App Apple Pay. Und auch Google macht inzwischen mit einer App das mobile Bezahlen einfach.
Holger Meyer freut sich auf seine spannende Aufgabe. „Kompetenz, Vertrauen, Zuverlässigkeit und das Vollsortiment aller Finanzprodukte sind für den unsere Kunden wichtigste Kriterien, um ihre Bankgeschäfte mit uns zu machen. Mir Apps und anderen digitalen Zugängen werden wir für unsere Kunden einfacher und bequemer. Und die gibt es nicht nur von Apple und Google, sondern auch von den Volksbanken Raiffeisenbanken. Wie Banker dürfen es nur gern häufiger und lauter erzählen!“
Über die Autorin:
Sandra Götz ist freie Journalistin mit Fokus auf Digital und Lifestyle sowie freie PR-Beraterin. Als Director Public Relations hat sie die PR-Abteilung von Spray Network und Lycos Deutschland ausgebaut. Die Internetveteranin ist bestens vernetzt in der Branche.
(Beitragsbild: Patrick Lux)