„Franka Emika soll das Apple der Robotik werden, aber entworfen, entwickelt und hergestellt in Deutschland“

Von Alexander Becker.

Deutschland ist ein technologischer Entwicklungsfall! Hört man zu lange der Berichterstattung aus dem Silicon Valley zu, könnte sich genau dieser Eindruck verfestigen. Das dies eben nicht der Fall ist, soll unsere Serie #TechMadeInGermany zeigen. Und es gibt wohl kaum ein besseres Beispiel dafür, dass auch hierzulande noch immer echte Innovation möglich ist, als die Münchner Roboterbauer von Franka Emika.

Die Münchner bauen mit Panda das am schnellsten verkaufte Industrierobotersystem der Welt. In ihrem Streben nach Perfektion, Bedienbarkeit und Einfachheit, sehen sich die Entwickler in der Tradition von Steve Jobs und Apple.

Im Interview mit CLUTCH erklärt CEO Simon Haddadin, warum Roboter schon bald ein untrennbarer Bestandteil unseres Lebens sein werden und warum München genau der richtige Ort ist, diese zu entwickeln.

(Bild: Ansgar Pudenz)

Sobald es um Franka Emika geht, ist ständig von „Robotern für jedermann“ die Rede. Können Sie mit dieser Beschreibung gut leben?
Von Anfang an war es unser Ziel, eine der größten Herausforderungen der modernen Gesellschaft zu meistern, nämlich den Menschen mühsame, potenziell gefährliche, zeitaufwändige und monotone Arbeiten zu erleichtern. Bereits vor einem Jahrzehnt mussten wir aber feststellen, dass es kein Robotersystem gibt, das diese Idee auch nur annähernd würde einlösen können.

Und dann?
Dann haben wir uns intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, was eigentlich „Roboter für jedermann“ bedeutet. Zusammengefasst heißt es für uns, dass er zugänglich – also einfach zu bedienen und kostengünstig, dass er variabel einsetzbar und skalierbar sein muss und gleichzeitig der Mensch nicht nur keiner Gefahr ausgesetzt wird, sondern der Roboter ihn sogar schützten und unterstützen soll. An diesen Leitfäden orientiert sich unsere Produktentwicklung und -weiterentwicklung bis heute und wir konnten schon einiges in die Realität umsetzen. In unserem weltweit ersten feinfühligen, lernfähigen und einfach zu bedienenden Roboterwerkzeug.

Panda.
Genau. Panda ist das am schnellsten verkaufte Industrierobotersystem nach Markteintritt der Welt. Wir erhielten im November 2017 sogar den Deutschen Zukunftspreis von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Zusammenfassend lässt sich sagen: Der „Roboter für jedermann“ bedeutet, dass er erschwinglich, nutzbar und leistungsstark ist. Wir können also nicht nur mit der Beschreibung leben, wir nehmen sie sogar gerne an und setzen hier Maßstäbe.

Was kann Panda ganz konkret leisten?
Als Fabrikassistent kann Panda eine Reihe einfacher und monotoner Arbeitsaufgaben erledigen und damit auch eine mögliche Lösung des Fachkräftemangels sein. Vor allem können unsere Roboter aber auch komplexe Aufgaben meistern, die normalerweise nur durch die menschliche Geschicklichkeit erfüllt werden können. Panda und seine „Verwandten“ werden neben der Arbeit als Fabrikassistenten deshalb auch helfen, den demografischen Wandel zu meistern.

Unsere Roboter sollen in Zukunft zuverlässige Begleiter für alle Menschen werden und sie in ihrem Alltag unterstützen

Kann er denn auch mein Leben vereinfachen. Und wenn ja, wie teuer ist der Spaß?
Unsere Roboter sollen in Zukunft zuverlässige Begleiter für alle Menschen werden und sie in ihrem Alltag unterstützen, zunächst diejenigen, die auf Unterstützung auch angewiesen sind, beispielsweise beim Kochen, Aufräumen, Abwaschen, Schachspielen. Sie sollen auch Hilfestellung in der Gesundheit bieten bis hin zum rechtzeitigen Benachrichtigen vom Notarzt, wenn die Gesundheit des Besitzers gefährdet ist. Derzeit realisieren wir große Forschungsprojekte in der Gesundheitsbranche, bei denen beispielsweise Panda mit ALS-Patienten arbeitet, aber alles in allem sind hier noch einige Jahre Entwicklung zu leisten.

Der Preis liegt aktuell bei rund 15.000 Euro. Das ist bereits ein Durchbruch in der industriellen Anwendung. Um die Verbraucher anzusprechen, muss er aber natürlich noch deutlich sinken.

Ich glaube, den Menschen gehört weiterhin die Zukunft, aber…

Gehört Robotern die Zukunft?
Ich glaube den Menschen gehört weiterhin die Zukunft, aber schon bald werden wir Zeugen sein, wie Roboter zu einem untrennbaren Bestandteil des menschlichen Lebens in all seinen sozialen Dimensionen geworden sind – von Krankenhäusern und Schulen über Fabrikanlagen bis hin zum Weltraum. Wir glauben, dass Roboter eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben können, wie die des PCs, des Internets und aller Smart Devices zusammen, denn Roboter sind die Verbindung zwischen der digitalen und der physischen Welt.

Unsere Serie trägt die Überschrift #TechMadeInGermany. Deshalb diese Frage: Sie haben einen Firmensitz in München. Wo sehen Sie die Vor- und die Nachteile, wenn man ein Tech-Unternehmen in Deutschland aufbaut?
Bayern ist eine der großen Wissenschaftsmetropolen und deshalb auch für internationale Fachkräfte attraktiv. Die großen Technologieunternehmen haben ihren Sitz in der Region, gleichzeitig gibt es längst auch ein lebendiges Start-up-Ökosystem mit ambitionierten Projekten und engagierten Teams. Die Bundesregierung und der Freistaat können Start-ups durch zahlreiche Programme und Stipendien unterstützen; außerdem gibt es ein Netzwerk von Inkubatoren und Beschleunigern, die vielversprechende Unternehmer aufnehmen. Damit bietet Bayern eine einzigartige, historische Kombination aus brillanten Technikern, staatlicher Förderung und Bildungseinrichtungen. Bayern ist offen für Spitzeninnovationen und die Robotik ist definitiv eines der innovativsten Wissenschaftsgebiete, die man sich vorstellen kann, deshalb ist es für uns der richtige Ort.

Was sind ihre nächsten Company-Ziele?
Glücklicherweise befinden wir uns in einer Wachstumsphase und müssen daher schauen, dass das Unternehmen den globalen Anforderungen auch gewachsen ist. Daneben geht natürlich unsere Produktentwicklung weiter und wir werden unseren Vorsprung in der Robotermechatronik und den Fähigkeiten, die unsere Roboter bereits besitzen weiter ausbauen. Darüber hinaus rollen wir eine neuartige Roboterplattform aus mit der wir die digitale und physikalische Welt miteinander verbinden, um die Industrie 4.0 auf ein neues Level zu heben. In der Welt der Robotik soll Franka Emika das werden, was Apple in der Computerindustrie ist, aber in Deutschland entworfen, entwickelt und hergestellt.

(Beitragsbild: FRANKA Emika Gmbh)

Clutch-Redaktion